Historisch Interessierten ist der Ort durch das Freilichtmuseum bekannt, das die slawische Besiedlung des Nordens anschaulich dokumentiert. Kaum hundert Meter nach dem Ortseingang wirbt ein großes Schild an einem ziegelroten Speicherbau aus dem späten 19. Jahrhundert: «Oldtimer Museum.» Ungläubiges Staunen beim Eintreten. Das kennt Karl Möller, der Vereinsvorsitzende der «Freunde historischer Fahrzeuge» e.V. Er lacht und weist mit der Hand hinüber zur Holztreppe: «Hier stehen auf 450 Quadratmetern acht Pkw und 120 Motorräder aus dem Zeitraum zwischen 1924 bis 1970.» Schmuckstücke der besonderen Art sind ohne Zweifel der Brennabor von 1925, der Ford T von 1925, der Ford A von 1928 und der Chevrolet von 1930.
«Ich bin vom Virus, alte Autos zu lieben und zu sammeln, befallen», sagt Karl Möller, er ist von Anfang an dabei. Neun Gründungsmitglieder verwirklichten mit dem Verein einen gemeinsamen Traum, der in Ankauf und Umbau des alten Getreidespeichers 1998 einen Ort der Präsentation gefunden hatte. Heute zählt der Verein fünfzig Mitglieder. Unter ihnen sind zwei Frauen, eine ist Karl Müllers Tochter, autobegeistert, befallen vom Virus wie der Vater.
Der Blick auf die Fahrzeuge verrät die große Liebe zum Detail. 90% der Gefährte sind fahrbereit! Liebevoll arrangiert ist die ganze Umgebung. Da stehen die Motorradstiefel neben der Maschine, hier liegt der Helm. Vorwärts, lasst uns eine Runde drehen! Diese Begeisterung steckt an und setzt sich fort im Fachwissen. Auf der zweiten Etage ist eine Werkstatt der 1950er Jahre nachgebildet, Umgeben von einer lückenlosen Sammlung der Simson Moped Strecke aus DDR-Produktion und einer fast lückenlosen Zusammenstellung der MZ Motorräder. Dazu kommen vier Motorroller aus der DDR-Zeit: Pitty, Wiesel, Berlin, Troll. Vier Fahrräder erinnern sogar an die Zeit, als Radfahrer in öffentlichen Parks vor einem Polizisten ihre Fahrkünste demonstrieren mussten, um die Fahrerlaubnis für das Gefährt zu erhalten, wie die berühmte Schriftstellerin Ricarda Huch einst festhielt. Eine Rarität ist ein Fahrrad ohne Kette der Firma «Dürkoop» von 1905. Unterm Dach finden sich zahlreiche Maschinenbauteile sowie Darstellungen zum Bau verschiedener Fahrzeuge wie etwa eine ausgefüllte Sparkarte für den VW Käfer.
Jeden ersten Dienstag im Monat treffen sich die «Freunde historischer Fahrzeuge» in ihrem Vereinshaus in Brüel. Neben dem fachlichen Austausch wird hier auch die Betreuung der Ausstellung organisiert. Enthusiasmus prägt die Atmosphäre der Zusammenarbeit, denn das Museum erhält keinerlei Förderung von offizieller Seite. Die anfallenden Kosten werden ausschließlich von den Eintrittsgeldern bestritten. Dabei beginnt die Saison traditionell mit dem «Motoren anlassen» zum 1. Mai eines jeden Jahres und endet am letzten Septemberwochenende. Anfang Mai chauffieren die Vereinsmitglieder, die aus ganz Deutschland anreisenden Königlichen Ho-heiten, die Produkte ihrer Region repräsentieren wie Wein, Kartoffeln, Rhododendron, Äpfel oder Erdbeeren mit passenden Oldtimern auf dem Festumzug des jährlich in Sternberg stattfindenden Landesrapsblütenfestes durch die Straßen der festlich geschmückten Landtagsstadt. Es ist faszinierend zu beobachten, wie die elegant gekleideten Fahrgäste dem Charme der glänzenden Automobile erliegen und ihr Auftreten plötzlich an reale Royals denken lässt.
Der jährliche Höhepunkt für die Mitglieder ist die «Wariner Oldtimerausfahrt», die bereits 17 Mal stattfand. Mit einem Starterfeld von etwa 140 Fahrzeugen bis zum Baujahr 1978 zählt diese Oldtimerveranstaltung zu den größten des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Dass es hier nicht um finanzielle Einnahmen geht, schlägt sich in der Stimmung an der Strecke nieder, die von Technikbegeisterung und Fahrspaß getragen wird.
Oldtimer-Museum Groß Raden
Dorfstraße 2a
19406 Groß Raden
www.oldtimermuseum-grossraden.de
Öffnungszeiten
täglich 11.00 bis 16.00 Uhr
Führungen nach vorheriger Anmeldung