Tatsächlich ist es sinnvoll, für Autofahrer/innen jenseits der 50, Seh- und Reaktionstests ohne großen Verwaltungsaufwand zu ermöglichen, damit sie nach der Auswertung selbst entscheiden können, ob es noch verantwortungsvoll ist, sich hinter das Steuer zu setzen.
„Die 66“ bedeutet zwar nicht „Route 66“, wie der legendäre Highway in den Vereinigten Staaten heißt, sondern ist die bundesweit größte Seniorenmesse in München, die Jahr für Jahr mehr Besucher anlockt. Best Ager buchen dort aber ihre Harley-Davidson-Tour auf der „Route 66“. Und Walter Röhrl, mehrfacher Rallye-Weltmeister, feierte im März seinen 65. Geburtstag. Bei der Entwicklung neuer Porsche-Modelle sind seine automobile Erfahrung und sein Fahrkönnen gefragt.
„Kaffeefahrten und Seniorenteller sind kein Thema mehr“, sagt Doris Lulay, Veranstalterin der 66. Ich, 62, finde „Senior“ noch immer als Prädikat für Lebenserfahrung, aber die Mehrheit ist anderer Meinung. Deshalb haben die Reiseveranstalter noch immer keinen Begriff gefunden, wie sie diese Altersgruppe – die interessanteste Zielgruppe der Wirtschaft, weil sie mehr Zeit und genug Geld hat – auf ihre Seite bringen können.
„Alter war bisher keine Kategorie, mit der sich jemand identifizieren wollte“, sagt Irmhild Saake vom Institut für Soziologie der Münchner Ludwig-Maximillian-Universität. „Das Alter war für uns lange mit Attributen wie Pflegebedürftigkeit, körperlichem und geistigem Abbau belegt“, sagt Saake. Jetzt denken wir nicht mehr nur an Gebrechlichkeit und Beschwernisse des Alters. Inzwischen kommt in unserer Vorstellung der rüstige Rentner vor, der iPad-Kurse macht, oder das Ehepaar, das sich Wohn-Luxus in Form einer Einrichtung gönnt, die besser auf den Lebensstil im Alter passt – ohne dass dies etwas mit Pflegebedürftigkeit zu tun hat.
Die prominente Ärztin Dr. med. Marianne Koch plädiert seit Jahren für eine aktive Gestaltung des Alters – auch fürs Autofahren, verbunden mit regelmäßigem Check-Up beim Augenarzt. Übrigens: Auch das Auto-Kaufverhalten spiegelt die positive Haltung der „Generation 50plus“.
Die 2013 in Kraft tretende EU-Führerschein-Richtlinie soll keine Tests für ältere Autofahrer vorschreiben. Allerdings können und werden die Mitgliedsstaaten eigene Maßnahmen gestalten, um die Fahrtüchtigkeit von älteren Menschen zu überprüfen. Verpflichtende Gesundheitstests für Ältere gibt es bisher nur in Spanien, Italien und den Niederlanden. Die Bundesregierung will auf eine besondere Gesundheitsprüfung verzichten – unter anderem mit Verweis auf das Recht auf Mobilität.
Schule machen könnte eine bislang einmalige Aktion des Polizeipräsidiums Lippe in Nordrhein-Westfalen. Es schaffte einen Fahrsimulator an. Durch die Übung an dem Gerät sollen ältere Menschen selber überprüfen können, ob sie sich (noch) fit fürs Auto fühlen.