Die Leidenschaft des Gerhard Weller…


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„Hab‘ schon immer den alten Kram gesammelt“, sagt der 78-jährige Hausherr in der großen Werkstatt leise und etwas verschmitzt. Der Mann weiß, wovon er spricht. Seit 53 Jahren ist er Kraftfahrzeug-Meister. Dabei fing alles eigentlich schon im Teeniealter von 15 Jahren an, als er sich eine NSU Quickly vom kargen Taschengeld zusammensparte, das er für Omnibus-Waschen um 2 Mark anhob. Um schneller über die windigen Höhen des Westerwaldes von Dorf zu Dorf düsen zu können, wurde erstmal ein anderer Vergaser mit mehr Leistung draufgeschraubt und einige kleinere Feinmaßnahmen vorgenommen. Gerhard Weller führte etwas später zwei Tankstellen nebst Abschleppdienst und Reparatur-Service. Dann zog er sich nach langen Jahren aus dem 24-Stunden-Dauerdienst zurück und baute seine Werkstatt auf eigenem Hof aus. In der Zwischenzeit war ihm die Marke BMW ans Herz gewachsen. Raritäten fand er, manchmal spontan, manchmal auf Märkten und bisweilen wurden sie ihm auch direkt angeboten. So kam er in den Besitz einer BMW, die ihm in einer Kneipe für 6 Bier offeriert wurde: sein erstes Sammlerstück. Die Kollektion wurde von Jahr zu Jahr erweitert, eine R 32 von 1923 sowie eine R 42 von 1926 sind heute die »Urväter« der Bayerischen Motoren Werke bei Wellers. Eine Generation nach der anderen reiht sich heute an. Freunde und Kunden nicht nur aus den europäischen »Motorrad- Ländern« Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich, sondern auch aus dem fernen Kanada besuchen Wellers heute, bringen oft ihre »Zweirad-Patienten« gleich mit. Seine eigene Sammlung, besteht aus Einzelstücken wie: NSU, Horex, FN (Belgien), DKW, Miele, Kreidler und JAWA( Tschechien).

Es herrscht Ordnung in Werkstatt und Museumstrakt: Zahllose Ersatzteile zu fast allen BMW-Modellen lagern, fein säuberlich und gepflegt, in Regalen bis hoch an die Decke. Nur so kann der Meister alte und defekte Maschinen reparieren und aufbauen. Was nicht mehr vorhanden ist, wird in mühseliger Feinarbeit nachgebaut. Freunde der Marke wissen das und vertrauen Weller ihre Kostbarkeiten an. Eine große Werkbank und mehrere kleinere speziell eingerichtete Arbeitsplätze gehören zum festen Tagesprogramm. Gleich, ob ein Vergaser-Adapter gefräst werden muss, Gewindebolzen gedreht oder Ansaugkanäle poliert werden, „um Reibungsverluste und Verwirbelungen zu minimieren…“, die Detailarbeit braucht eben ihre Zeit. „Mit einer Stroboskop-Lampe die Zündung einzustellen, bringt oft nur unrunden Lauf, ich stelle nach meinen Ohren ein. Das ergibt immer einen runden und seidenweichen Lauf…“ Aufgebaut hatten das Ganze Meister Gerhard und seine Frau Agnes. Und so ist es auch heute noch: Der »Chef« ist für die Sammlung und die Technik verantwortlich, seine Frau für die Organisation und Besucherbetreuung. Die gemeinsamen Ausritte mit zwei Motorrädern wurden ausgesetzt, seit Wellers die 70-Jahre-Altersgrenze überschritten haben und die vielen Kunden und Besucher empfangen und beraten müssen. Das kleine Dorf Steinebach an der oberen Sieg ist zum lebendigen Zentrum von Zweirad-Oldtimer-Freunden aus fast ganz Europa und sogar Übersee geworden…

Westerwald-Museum
Hauptstraße 21
57520 Steinebach/Sieg
kontakt@westerwaldmuseum.de

 

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