DVR-Seminar zum Thema Fahrtüchtigkeit


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Nirgendwo schätzt der Mensch sich selbst und seinen körperlichen wie geistigen Zustand so falsch ein wie beim Thema Auto fahren. Nirgendwo anders belügt er sowohl seine Mitmenschen als auch sich selbst so sehr und beschönigt manche Situation, die sich später als Falschinterpretation mit teilweisen katastrophalen Folgen herausgestellt hat.

fahrtüchtigkeit

Die Auswirkungen gängiger Medikamente bei Diabetes, Bluthochdruck etc. auf den Straßenverkehr werden häufig unterschätzt. Regelmäßige Arztkontrollen sind unerlässlich.

Denn Auto fahren bedeutet persönliche Freiheit, Individualität und ist auch noch ein Stück verbliebener Jugend und Normalität. Die subjektive Antwort auf die objektive Frage: „Bin ich noch geeignet und fahrtüchtig“ gleicht deshalb oft einem Schutzreflex, einer Art automobilem Selbsterhaltungstrieb. Bei einem der spannenden und wie immer mit ausgezeichneten Referenten besetzten Presseseminare des Deutschen Verkehrssicherheitsrates wurde das wieder einmal deutlich. Mitunter sogar in schonungsloser Offenheit.

Dabei geht es – wie beim Thema Wirkung und Missbrauch von Medikamenten offensichtlich wurde – nicht nur um das biologische Lebensalter. Obwohl es durchaus kein Geheimnis ist, dass Reaktionsfähigkeit, Hörvermögen und Sehschärfe mit zunehmendem Alter nachlassen. Das Ticken der Uhr macht auch vor den Jungen nicht halt.

„Das Alter ist keine Krankheit“

Die durchaus provozierende Frage: „Wie krank darf man sein, um noch Auto fahren zu können“, stellte bei dieser Gelegenheit Martina Mayer. Sie ist leitende Oberärztin an den Kliniken Ostallgäu in Kaufbeuren. Und sie hat in ihrer ärztlichen Laufbahn genügend Fallbeispiele erlebt, die sie dem Auditorium auch plastisch schilderte. Beispiele, die die These von der Ignoranz der eigenen Unpässlichkeit unterstreichen. Denn nicht nur ältere Verkehrsteilnehmer/innen, deren Sinne nicht mehr so scharf sind, wie sie das vor Jahren und Jahrzehnten einmal waren, gehören zu der Risiko-Gruppe, die das erstens gar nicht weiß oder es am liebsten vertuschen möchte. Jüngere Diabetes-Kranke beispielsweise. Oder Menschen mit einer akuten Herz/Kreislauf-Schwäche, wovon durchaus auch jüngere Jahrgänge betroffen sein können.
Schon 2020 wird ein Drittel aller Autofahrer älter als 60 Jahre sein. Und dennoch gilt der Kreis der jugendlichen Autofahrer/innen als die größere Risikogruppe. Was durch Unfallstatistiken belegt ist. Wo aber pendelt sich beim älteren Menschen die Waage zwischen Erfahrungswerten und körperlicher und seelischer Belastbarkeit ein? Vor allem dann, wenn man auf die regelmäßige Einnahme von Medikamenten angewiesen ist.

Pillen und Tropfen, die eigentlich die Fähigkeit zur persönlichen Mobilität hinter dem Steuer erhalten oder sogar wieder herstellen sollen, können zu unerwünschten Folgen führen: Das unterstrich Mayers erschreckende Bilanz: „An jedem zweiten Tag lässt eine Person durch einen medizinisch begründeten Verkehrsunfall in Deutschland ihr Leben“. Die Nebenwirkung von Medikamenten gleich oft der von illegalen Drogen: Die verkehrsmedizinische Relevanz von Drogen und deren zum Teil „abenteuerlichen Kombinationen untereinander“ werde oft unterschätzt.

Ihr Conclusio: Arzneien, etwa Antidepressiva oder Mittel gegen Diabetes und Bluthochdruck können oft das Gegenteil von dem bewirken, wozu sie eigentlich gedacht sind. Denn auch hier heißt es: die Dosis macht das Gift. Genau so wie die bewusste Negierung Betroffener, ein Sicherheitsrisiko zu sein. Dagegen aber helfen in der Regel nur eine gesunde Selbsteinschätzung und regelmäßige ärztliche Kontrolle sowie der Dialog mit dem Arzt.

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