Tausende von Kilometern am Lenkrad. Tag für Tag, Woche für Woche, Jahr für Jahr. Lkw-, Taxi- oder Busfahrer sind eine ganz besondere Spezies von Personen hinter dem Lenkrad. Jeder braucht sie, aber: Die wenigsten mögen den Brummi-Piloten, wenn er die Straßen verstopft oder sich mitunter wenig kooperativ zeigt.
Und doch: Gerade die, die es am meisten nötig und verdient hätten, sind oft am wenigsten geschützt. Weshalb sich Referent Benno Groß vom Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) bei einem Presseseminar des deutschen Verkehrssicherheitsrates e. V.(DVR) mit diesem drängenden Problem beschäftigte: „Wie können Fahrerarbeitsplätze im digitalen Zeitalter sichergestellt werden?“
Das stundenlange Arbeiten hinter dem Lenkrad hat sich in den vergangenen Jahren radikal verändert:
Mobile Endgeräte verursachen mittlerweile
eine fast ebenso hohe Belastung wie das Lenken des Fahrzeugs.
Das betrifft beispielsweise das Annehmen oder selbst Wählen von Telefonaten. Arbeitsaufträge müssen bestätigt werden oder abgewiesen werden. Der ständige Informationsaustausch mit Arbeitgeber, Kunden oder Disponenten ist für Taxifahrer oder Lkw-Fahrer neben dem reinen Fahrbetrieb längst zur ganz normalen Multitasking-Aufgabe geworden.
Unabhängige Aufgabenbereiche würden aus ergonomischer Betrachtungsweise längst durchmischt, moniert IFA. Die menschlichen Ressourcen für Wahrnehmung und Informationsverarbeitung seien begrenzt. Wenn dann auch noch Fahraufgaben hinzukämen, stoße der oder die Betroffene schnell an eigene Grenzen. Die Gestaltung und Nutzung von Informations- und Kommunikationssystemen müsse sich daher an der eigentlich primären Aufgabe, dem Führen des Fahrzeugs, orientieren. Wer also darauf angewiesen ist, dass während der Fahrt telefoniert werden muss, der müsse beste ergonomische und sicherheitsrelevante Bedingungen dafür vorfinden. Für die fachgerechte und sichere Nutzung der mobilen Endgeräte stünden die Arbeitgeber in der Pflicht.
Das betreffe vor allem die Anbringung und Halterung vieler Geräte, die Größe der Displays, deren Schutz gegen Blendung und eventuellen Lichteinfall. Laut Groß liegen die bedenklichsten Gefahrenpotenziale dann vor, wenn sich die unter Zeitdruck stehenden Fahrer über das Verbot hinwegsetzen, während der Fahrt mobile Endgeräte in die Hand zu nehmen. Arbeitgeber seien daher verpflichtet, für eine softwaretechnische Integration in die Fahrzeugsysteme zu sorgen. Das heißt: Alles muss über das Display funktionieren. Und zwar so, dass immer und in jeder Situation beide Hände am Lenkrad bleiben können.
Denn nur wer nicht abgelenkt ist, könne sich selbst und die ihnen anvertraute Fracht angemessen und sicher an den Zielort bringen. Und das sei im Status Quo, sagt das Institut, längst nicht erreicht. Das betreffe auch die Vorgaben für den Gesetzgeber: Das Wünschenswerte ist nicht immer auch das Umsetzbare.