Und zu allem kommt dann auch noch das schlechte Image, das Frauen und Männer aus der Transportbranche, vor allem bei vielen Pkw-Fahrern „genießen“, hinzu. Ein Umstand und seine Folgen, um den es auch bei einem Seminar des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) ging.
Nicht selten korrelieren Probleme im Berufsalltag und im Privatleben miteinander, und schaukeln sich über einen oft langen Zeitraum gegenseitig hoch, bis es schließlich zum großen Knall kommt. Und der endet nicht selten in einem folgenschweren Vorfall im Verkehr.
Transparent machte das auf der wie immer mit glänzenden Referenten besetzten DVR-Veranstaltung Ralf Brandau von der Berufsgenossenschaft für Transport und Verkehrswirtschaft. Ein Experte, der sich täglich mit den Auswüchsen eines aus den Fugen geratenen Berufsbildes und dessen schlimmen Folgen beschäftigt.
Jeder Mensch, so Brandau, reagiere anders auf Beanspruchungen und Belastungen. Auf jene Begriffe, die in der Arbeitswissenschaft als „Gesamtheit der äußeren Einflüsse“ sowie als „körperliche und psychische Reaktionen“ definiert seien: Diese Reaktionen aber hingen auch von den persönlichen Voraussetzungen der Fahrerin/des Fahrers ab. „Kommt er in den Bereich einer Überbeanspruchung, ist die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls hoch“, bilanzierte der Mann von der Berufsgenossenschaft.
Was erstaunte, war die Bilanz, dass die deutliche Mehrheit der gemeldeten Arbeitsunfälle, sich „außerhalb des Verkehrsgeschehens“, wie es der Referent formulierte, ereigneten. Wenn es aber auf der Straße zu folgenschweren Unfällen komme, seien deren Folgen in der Regel viel gravierender. „Diese Unfälle führen auch wesentlich häufiger zum Tod“, so Brandau.
Es ist die Summe vieler kleiner widriger Umstände, die in ihrer Kombination oft zur großen Katastrophe führen und sich dann in einem folgenschweren Unfall mit Lkw entladen. Das ist das plakative Ergebnis des Erfahrungsschatzes, den der BG-Mann beim DVR-Seminar offen legte: Dazu gehören Details wie: „Zeitdruck durch dichten Verkehr oder Verzögerungen beim Be-/Entladen, unregelmäßige und oft lange Arbeitszeiten, aufreibende Suche nach Parkplätzen, zu wenig Schlaf durch ungünstige Umgebungsbedingungen, posttraumatische Belastungsstörungen nach Unfällen oder durch Überfälle.“
Brandau plädierte vor diesem Hintergrund für die Notwendigkeit technischer Unterstützung als Nothelfer. Aktive Fahrerassistenzsysteme wie der Schleuderschutz ESP, ein Notbremsassistent oder Spurhaltewarnsystem, die spätestens ab 11. Juli 2016 in allen Neufahrzeugen Pflicht sind, könnten Abhilfe schaffen. Sie könnten zwar nicht jeden Verkehrsunfall verhindern, wären aber zumindest in der Lage, deren fatale Auswirkungen deutlich zu reduzieren.