Herr Wacker, wie kam der Kontakt zu Herrn Schultz, über dessen Abenteuer Sie berichten?
Ich war im Frühling 2013 im Hymer-Museum, um mir dort einen alten »Hippie-Bus« anzusehen, von dem ich gehört hatte. Dieser parkte noch in den Werkstätten, staubig und vollgestopft mit Ersatzteilen. Und vor allem voller gelebter Geschichte, was mich von der ersten Sekunde an faszinierte. Da war schon klar, dass man diese Leihgabe nicht würde restaurieren können, ohne die besondere Patina ein für allemal zu zerstören. Und die macht doch den Charme dieses Bullis aus. Erst sollte nur eine Geschichte für eine Zeitschrift daraus werden. Doch schon dafür musste ich gegen einige Skepsis bei Jürgen Schultz ankämpfen, dem Besitzer.
Skepsis, die Jürgen Schultz sehr klar formuliert: „Des isch doch blos so a alter Bus“. Wie haben Sie ihn überzeugt, dass dieser eine Bus doch mehr ist?
Zunächst in mehreren Telefonaten, wobei die Chemie von Anfang an stimmte – wenn sich Bullifahrer, T1-Besitzer zumal, am Telefon austauschen, findet sich bald eine gemeinsame Basis. So willigte Jürgen schließlich in das Fotoshooting für den geplanten Artikel ein, wobei wir während der Fotos erstmals persönlich Kontakt hatten. Als ich ihm dann das Manuskript, so hatten wir es vereinbart, vorlegte („Däss hasch Du älles aus dem bissl Gschwätz gmacht, wass ich do so gsagt hab?!“), war das Eis gebrochen. Und als das Heft dann erschien, und der Bus gleichzeitig erstmals im Museum zu sehen war, konnte ich mit meiner Idee landen, ein Buch über ihn und seine Abenteuer zu schreiben.
Welche Stationen von Herrn Schultz und seinem Bulli haben Sie persönlich besonders beeindruckt?
Ganz sicher die Szenen in Kabul: Weil er eben stets dieser liebenswerte Allgäuer blieb, und einen absoluten Kontrast zu den stumpfen Meinungen darstellt, die lange Haare mit Drogenräuschen gleichsetzen. Er war offen für die Welt, begierig regelrecht – das hat mich tief beeindruckt. Außerdem begeisterte mich seine ungezwungene Art, einfach mal loszufahren – „alles andere findet sich dann“.
Und noch zwei persönliche Fragen: Worin liegt für Sie der besondere Reiz dieses Fahrzeugs und welches Verkehrsmittel bevorzugen Sie selbst, außer eben dem Bulli?
Ich kenne genau zwei T1-Bullis, die auf dem Trail waren, und wieder zurückkamen. Einer befindet sich in Privatbesitz, der andere ist Jürgens Bus im Museum. Als Historiker freut es mich, dass Geschichte für die Allgemeinheit greifbar wird. Ich find es toll, dass Jürgen sein Auto der Allgemeinheit zugänglich macht. Auch, wenn er immer noch ein bisschen verwundert wirkt, wenn er den Hype um seinen Bulli sieht. Zu mir selbst und meinen Fahrgewohnheiten muss ich sagen: Als Motorjournalist fahre ich viele, zumeist auch neue Fahrzeuge, ob Elektro-Harley oder Brennstoffzellen-Nexo. Da tut es manchmal gut, in meinem geliebten Diesel-Benz, einem W 123 von 1982, unterwegs zu sein. Der hat mich treu durchs Studium begleitet, und hatte die Restaurierung vor 15 Jahren bitter nötig. Meine »Wanderdüne« ist so herrlich unaufgeregt, und eines der letzten aus dem Vollen gefrästen Autos. So was sollte es auf Rezept geben!
Mit Heiko P. Wacker sprach Roland Bernd.
Fotos: Heiko P. Wacker