Schon kurze Zeit später produzierten die Franzosen das britische „Wall Auto-Wheel“ in Lizenz – eine seitlich am Hinterrad zu befestigende Einheit von Motor und Antriebsrad. So begann die Motorisierung der Versehrtenfahrzeuge, die auch noch viele Jahre nach Kriegsende weiterentwickelt und gefertigt wurden, denn Gehbehinderungen mussten ja nicht zwingend aus Kriegsverletzungen resultieren. Parallel stieg man in den Motorradbau ein, mit 2-Takt-Motoren von Villiers und 4-Taktern von MAG. Neben den Motorrädern wurden auch vierrädrige Fahrzeuge hergestellt. 1957 musste das Unternehmen den Betrieb einstellen.
Frank Fiedler aus der Nähe von Karlsruhe fährt eine Monet & Goyon 2HP, Baujahr 1923. Das Fahrzeug ist relativ schwach motorisiert, in nicht bergigen Gegenden aber durchaus ausreichend. Es hat einen Villiers 2-Takt-Motor mit 147 ccm Hubraum und 3,2 PS. Bei einem Leergewicht von 55 bis 60 Kg lässt sich eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 60 km/h erreichen. Nicht nur der Motor wurde von Monet & Goyon in Großbritannien zugekauft, auch das Zweigang-Getriebe stammt von der Insel – nämlich von Albion.
Die einzige technische Besonderheit für ein Motorrad Baujahr 1923 ist, dass am Motor schon eine Zünd-/Lichtanlage verbaut ist – elektrisches Licht ist also möglich. Dies war natürlich nicht serienmäßig, und so dürften die meisten Monet & Goyon 2HP ohne elektrische Beleuchtung ausgeliefert worden sein. Alles in allem repräsentiert Fiedlers Gefährt ein typisches, einfaches französisches Motorrad aus jener Zeit.
Der Typ 2HP wurde nach rund einem Jahr in den Typ Z147 umbenannt und mit kleineren, aber nicht grundsätzlichen Modifikationen bis Anfang der 1930er-Jahre gebaut. 1923 war dieses Fahrzeug zeitgemäß – vielleicht sogar modern – zum Ende der Bauzeit absolut veraltet.
Frank Fiedler entdeckte die Monet & Goyon 2HP Anfang 2014 im Internet bei einem holländischen Händler. „Das Motorrad muss wohl vor einigen Jahren schon einmal mit neuer Farbe versehen worden sein“, stellte Fiedler fest. Das Fahrzeug war zwar komplett, musste aber vollständig überholt werden. „Auch die Lackierung meines Vorgängers war nicht erhaltenswert“, befand der 45-Jährige. Die Komplett-Restauration führte Frank Fiedler selbst durch, unterstützt von seinem Vater Harald, der ein paar Schweißarbeiten am Schutzblech übernahm.
Am Motor dagegen war mechanisch noch alles im grünen Bereich. „Da habe ich Glück gehabt“, meint Frank Fiedler und freut sich über die Touren mit seiner „neuen“ Monet & Goyon.