In dem acht Hektar großen Garten, blühen rund 800 verschiedene Kamelienarten. Damit gehört das Anwesen zu einem der zwölf überwiegend privat geführten Gärten, die der Tourismusverband Turgalicia als Ausflugstipp auf der „Ruta de la Camelia“ empfiehlt. Durch eine dicht mit Eukalyptusbäumen bewachsene Hügellandschaft und immer in der Nähe der Atlantikküste führt die Tour zu großbürgerlichen Pazos mit weitläufigen Parks, in denen es grünt und blüht. In keiner anderen Region ist Spanien so grün wie im Nordwesten. Das verdankt das „Grüne Spanien“, wie sich Galicien, Asturien, Kantabrien und das Baskenland gemeinsam bezeichnen, den gemäßigten Temperaturen und vor allem dem reichlichen Regen.
Vorbei an Quitten-, Orangen- und Zitronenbäumen, verwitterten Kreuzen, Statuen und den typischen Horrios, Getreidespeichern aus dem 18. und 19. Jahrhundert strebt die Senora ins Haus zu einer kleinen Weinprobe. Wie die Mehrzahl der herrschaftlichen Familien kultivieren die Rubinas auch Wein auf ihrem weitläufigen Anwesen, allen Rebsorten voran den weißen Alberino, den typischen Wein der Region. Während der süffige Tropfen erfrischend durch die Kehle rinnt, referiert die Hausherrin über den Einfluss der Bäume auf den Menschen. Im 19. Jahrhundert gehörte die einstige Teepflanze der Chinesen zum Inbegriff großbürgerlicher Kultur.
Es geht auf der Kamelienroute zum nächsten Pazo. Am Tor zum Rubianes-Palast steht Guillermo Hermo Gomez in Gummistiefeln. Auf dem 80 Hektar umfassenden Anwesen ist der Verwalter immer im Einsatz zwischen den Wäldern, exotischen Pflanzen und Weingärten. Trotz des immensen Ausmaßes von Palast und Parkanlage verliert Senor Gomez nie den Überblick. Alles ist exakt angelegt und akurat gestutzt.
Im Schatten einer weit ausgreifenden Methusalem-Magnolie erklärt Guillermo Hermo Gomez, wie die älteste Magnolie Galiciens in den Rubianes Park gelangte und dass der gewaltige Kampferbaum in Sichtweite als Geschenk eines indischen Adeligen einst seinen Weg hierher fand. Über jede Pflanze kann der agile Verwalter etwas erzählen. Und wie kam der Agraringenieur in diese kultivierte Pflanzenwelt? Vor 18 Jahren, als er sein Studium gerade abgeschlossen hatte, schickte ihm die adelige Familie Ozores einen Mercedes mit Chauffeur. Man habe ihm das Anwesen gezeigt und sich anschließend verabschiedet. Einen Tag später kam die Anfrage, ob er die Parkanlage und den Pazo verwalten wolle. „Da sagt man nicht nein“, lächelt Senor Gomez.
Durch die wildromantische Landschaft mit ihrer fjordähnlichen Flussmündung geht
es nach Vilanova de Arousa zum Pazo Baión. Das 290 Hektar große Anwesen ist auf Landwirtschaft und Weinanbau ausgerichtet. Als Adolfo Fojo vor knapp hundert Jahren als reicher Mann aus Amerika zurückkam, kaufte er das morbide Anwesen und baute eine herrschaftliche Villa. Ehrgeizig pflegte er bis zuletzt Rebgärten und Parkanlage. Seine Erben hielten jedoch nichts vom Landleben und wandelten das Kleinod in klingende Münze um. Aus dem inzwischen neu herausgeputzten Pazo haben die neuen Besitzer ein beliebtes Wein- und Eventzentrum gemacht.
Das Kontrastprogramm findet sich im Pazo de Oca, der gelegentlich auch das „kleine, galicische Versailles“ genannt wird. Kein Wunder, dass die verwunschene Parkanlage um den ältesten Adelspalast Galiciens als Filmkulisse äußerst beliebt ist. Zwischen den gestutzten Buchsbäumen und den aus Blätterwerk gestalteten Fantasiefiguren fühlt man sich wie in einer Märchenwelt.
Informationen
Spanisches Fremdenverkehrsamt
www.spain.info