Leben und Treiben herrscht in dem beliebten Zentrum der Altstadt. Neben bunten Flohmarktständen bieten Händler frische Früchte und warme Kringel an. Eine Hand voll Teenies führt mitten auf dem Platz Breakdance-Formationen zur Musik aus dem Ghettoblaster vor. Das Mäuerchen vor der Maria Himmelfahrt-Kapelle ist voll besetzt. Seit den olympischen Spielen vor elf Jahren gibt es unter dem Platz eine Haltestelle. Wegen den vielen Funden aus dem Altertum, die der Bau des unterirdischen Bahnhofs damals zu Tage gefördert hatte, wurde die U-Bahn-Station gleichzeitig zum Museum. Hier treffen sich die Einheimischen zum Warm-up für das Nightlife.
Wir sind zum Sundowner in der traditionellen Brettos Bar verabredet. Ouzo ist in der knallbunten Bar schon seit 105 Jahren Basis der mittlerweile 150 Mixturen. Der leutselige Barbesitzer bietet auch bei seinem Angebot an Weinen und Likören an 365 Tagen im Jahr von zehn bis zwei Uhr morgens eine enorme Auswahl an.
Im Electra Roof Garden Restaurant kann man die quirlige Altstadtszene von oben betrachten. Faszinierend ist auch der Blick auf die in rötliches Licht getauchte Akropolis während des feinen, von dezenten Harfenklängen begleiteten Dinners.
Früh aufstehen ist am nächsten Morgen angesagt. Um acht legt die Fähre zum Inselhopping in der Hafenstadt Piräus ab. An Bord spielt sich eine kleine Combo langsam warm, bei ruhiger See bietet sich eine schwungvolle Sirtaki-Einlage an. Nach kurzer Einweisung in die Schrittfolge des griechischen Volkstanzes fassen sich die tanzfreudigen Ausflugsgäste an den Schultern und schon fliegen die Beine mit zunehmendem Tempo im Kreis herum.
In bester Stimmung sind die Inselhopper dann beim Landgang auf die Insel Poros. Schon die Ankunft, bei der sich das Schiff durch die Meerenge schlängelt, ist ein Erlebnis. Nach dem Mittagsbuffet an Bord legt die Fähre auf der Felseninsel Hydra an. Seit der Verfilmung des Sophia-Loren-Streifens „Der Junge mit dem Delphin“ gilt die kleine Insel in der malerischen Bucht für viele als Traumziel. Autos sind tabu auf dem überschaubaren Eiland mit typisch griechischen Häusern in blau-weiß. Hier befördern Esel die Lasten durch die steil ansteigenden Gassen. Zwischen einfacheren Häusern fallen herrschaftliche Gebäude auf. „Daran können Sie sehen, wie bedeutend die Insel einmal war“, sagt Konstantinos Skarmoutsos.
Größere Bedeutung im Freiheitskampf gegen die Türken hat das idyllische Nauplia in der Bucht des Argolischen Golfes erlangt. Der Küstenort mit seinen drei Festungen wurde zur ersten Hauptstadt der Griechen ernannt. Kaum vorstellbar, wenn man heute durch die beschaulichen Gassen mit den gemütlichen Tavernen und kleinen Läden schlendert. Nur die vielfältige Architektur offenbart noch die venezianisch und vor allem türkisch-islamisch geprägten Herrschaftszeiten. Danach drückte der Wittelsbacher-Prinz Otto der Stadt noch einen klassizistischen Stempel auf. Doch bald darauf machte der Bayern-Prinz Athen zur Metropole der Griechen, denen er gleich noch eine demokratische Verfassung bescherte.
Wie im Zeitraffer werden die vielen Gesichter Griechenlands in Athen gegenwärtig. Während die zeremonielle Wachablösung vor dem Parlament mittelalterlich-türkisch anmutet, könnte man sich zwischen den Göttertempeln auf der Akropolis in die Antike zurückversetzt fühlen. Doch spätestens wenn im angesagten Gazi-Viertel bis in die frühen Morgenstunden das Leben pulsiert, zählt nur noch das Hier und Jetzt.