Binnen eines guten halben Jahres wird dafür die imposante G-Klasse auf ihren Portalachsen erst komplett entkernt, mit der Flex in zwei Teile geschnitten und dann um 60 Zentimeter in die Länge gezogen, bevor sie ein Team von 50 Spezialisten neu aufbaut und ausstattet – innen mit Pelz und außen mit Panzerstahl. Weil außerdem die Scheiben schusssicher sind und die Reifen auch ohne Luft rollen, kann nicht mal eine Kalaschnikow den Koloss stoppen, schwärmt Ackermann, der trotz seiner knapp zwei Meter ziemlich klein wirkt neben dem Titan und sehnlich darauf wartet, dass sein Zulieferer endlich die elektrischen Trittbretter beibringt, die den Einstieg erleichtern würde.
Für verwöhnte Scheichs und Oligarchen
gibt es Massagesessel mit iPhone-Steuerung, jede Menge Bord-Infotainment, eine Showbeleuchtung am Dachhimmel und auf Wunsch zum ersten Mal in der zivilen G-Klasse auch eine dritte Sitzreihe und draußen ein Design, das dem Riesen den gebührenden Respekt verschafft. Dank des stahlhelmgrauen Mattlacks, den Dekornieten an der Flanke, den endlos breiten Radhäusern über den riesigen Rädern, den mächtigen Schnorcheln an der Frontscheibe und dem gewaltigen Bullenfänger am Bug muss man die stroboskopartig blitzenden Blau- und Rotlichter gar nicht anschalten, damit man in diesem Auto freie Fahrt hat.
Nach dem Besuch in der Rüstkammer von Alpha Armouring in Garching wiegt das ohnehin schon stämmige G-Modell knappe vier Tonnen. Doch lässt sich der mit seinen gut fünf Metern trotzdem überraschend feinfühlig und forsch bewegen. Ein gründlich modifiziertes Fahrwerk erlaubt im Notfall ambitionierte Ausweichmanöver, ohne dass hinten gleich die Sektflaschen aus dem Kühlfach kullern. Die verstärkten Bremsen haben eine fast ultimative Verzögerung. Mit dem langen Radstand und der breiten Spur gewinnt die im Original etwas sprunghafte G-Klasse spürbar an Ruhe und Gelassenheit. Und der bei Brabus auf Vordermann gebrachten Achtzylinder mit am Ende gut 500 PS hat selbst mit diesem Schwergewicht noch leichtes Spiel. Zumal der Titan so viel Eindruck schindet, dass man sich auf keine pubertären Beschleunigungsrennen mehr einlassen muss. Wer es in dieses Auto geschafft hat, muss sich nichts und niemandem mehr beweisen.
Zwar ist Alpha Armouring vor allem auf Sonderschutzfahrzeuge spezialisiert und baut neben Prunkpanzern wie dem Titan auch ein paar eher schlichte Geländewagen in unterschiedlichsten Beschussklassen. Doch gerade bei derart auffälligen Autos wie dem Titan hat Ackermann auch Kunden, denen es mehr um die Show als um den Schutz geht – und bietet den Riesen deshalb auf Wunsch auch ohne die schusssichere Rüstung an.