Rainer W. Schlegelmilch: The Golden Age Of Formula 1; teNeues Verlag; 65,00 Euro
«Pedal to the metal» hieß es auf der Ardennen-Achterbahn in Spa und auf der legendären Nordschleife des Nürburgrings. Genauso werden Traditionalisten die Formel 1 der Sechzigerjahre interpretieren, die Rainer W. Schlegelmilch in diesem großzügig aufgemachten Bildband dokumentiert. Das gilt für die Rennboliden ebenso wie für die Rennpiloten, wie etwa Jim Clark, Graham Hill, Bruce McLaren und Jochen Rindt. Und immer sind Momente der Freude bildlich festgehalten, zum Beispiel Jackie Stewart, der auf Schultern der Fans durch das Fahrerlager getragen wird, in der Hand die Siegestrophäe seines ersten Formel-1-Sieges 1965 beim Grand Prix von Italien 1965. Ein Muss für Fans, eines mit stolzem – aber zweifellos angemessenem – Preis.
Wolfgang Herrndorf: Tschick. Rowohlt Verlag; 16,95 Euro
«Ein klappriges Auto kam die Straße runtergefahren. Es fuhr langsam auf unser Haus zu und bog in die Garagenauffahrt ein. Eine Minute stand der hellblaue Lada Niva mit laufendem Motor vor unserer Garage, dann wurde der Motor abgestellt. Die Fahrertür ging auf. Tschick stieg aus.» Die Mutter in der Entzugsklinik, der Vater ist mit seiner Assistentin auf Geschäftsreise. Maik Klingenberg ist allein in den Ferien. Bis Tschick kommt, mit einem alten Auto, das nicht gerade wie der Inbegriff der Mobilität wirkt. Die Reise, die dann beginnt, wird ein echtes Abenteuer, das nicht umsonst an Tom Sawyer, Huck Finn, und bisweilen auchan den «Fänger im Roggen» erinnert. Ein Rebellen-Romanin so wenig rebellischen Zeiten, man hätte gerne mal mehr davon.
Pamela Meyer: Wie man jede Lüge erkennt. Mvg Verlag; 17,99 Euro.
Eine gewisse Vorsicht ist geboten bei Titeln, die solche Superlative enthalten. Pamela Meyer allerdings bietet eine Fülle von Informationen, wie man das im günstigsten Fall lächerliche, im schlimmsten Fall aber zerstörerische Erlebnis des Belogen-Werdens enttarnen kann. Neben verschiedenen Techniken, wie man es besser macht – vor allem, Vertrauen aufbauen statt MissÂ-trauen zu säen, sind es vor allem ihre Hinweise zu verräterischen Signalen im Gespräch, die überzeugen. Mit relativierenden, ausweichenden, verlegenen oder sogar aggressiven Äußerungen verraten sich z. B.die meisten Lügner ruck, zuck, ohne es selbst zu merken.
Steff Nevers: Ain’t No Bad Life. (AGR Television Records/Sony Music)
Ain’t No Bad Life – kein schlechtes Leben. Ganz im Gegenteil: Locker und beschwingt geht Steff Nevers sein zweites Album an. Country pur – und das von jemandem, der ursprünglich Geigen-Virtuose werden wollte und aus einem Land stammt, das man mit Country wohl nicht unbedingt assoÂziiert: Steff Nevers ist gebürtiger Norweger, er stammt aus der Kleinstadt Drammen. Die Aufnahmen freilich haben in Nashville stattgefunden. Der Mann genießt sein Leben, die sonnige Ode an den Alltag «Everyday Thing» zeigt es ganz besonders. Immerhin liegt ja darin die Kunst des Lebens – jedem einzelnen Tag so viel Schönes wie mög-lich abzugewinnen. Das Hören dieser CD versetzt einen in die Stimmung dazu, und das ist nicht wenig.
Roxette: Charm School. (EMI)
Vom Country aus Norwegen zum Pop aus Stockholm und Südschweden. Dort haben Roxette ihre neue CD aufgenommen und melden sich zehn Jahre nach dem letzten Studioalbum zurück. Pünktlich zum 25-jährigen Bestehen des Duos! Nach dem Bühnen-Comeback bei der «Night of the Proms» vor mehr als 600.000 Zuschauern in Deutschland, Belgien und den Niederlanden entstand die Idee eines neuen Studioalbums. Und auf «Charm School» finden sich neben neuen Titeln sogar wieder aus den Kammern hervorgeholte Schätze. Zum Beispiel die Ballade «In My Own Way» von 1984. Mit dieser Mischung präsentieren sich Marie Fredriksson und Per Gessle 2011 charmant, entspannt und mit eingängigen Pop-Songs wie eh und je, nur noch besser.
Broom Bezzums: Wine From A Mug. (Steeplejack/inakustik)
Andrew Cadie und Mark Bloomer mischen Bariton, Fiddler, Northumbrian Pipes (Sackpfeife), Gitarre, Mandola und Mandoline. Als ebenbürtiger Partner mit nicht minder feinem Gespür für Melodie und Wohlklang. Beide Musiker waren, bevor sie vor fünf Jahren das Duo Broom Bezzums (zu Deutsch: Reisigbesen) gründeten, wahre Troubadoure, die das Schicksal von England über große Umwege in dieselbe deutsche Region verschlagen hat, in die Pfalz. Der Albumtitel «Wine From A Mug» steht als frohgemutes Plädoyer für mehr Toleranz. Neben ihren vom Humanismus getragenen politischen Überzeugungen als Motor ihres kreativen Schaffens blitzt bei diesen Überzeugungstätern immer wieder ihr englischer Humor auf.