Die alte Dame guckt etwas grimmig. Aber sie sagt nur einen Satz – prompt liegen auf der Leinwand die Restaurantgäste flach vor Lachen und die Kinobesucher haut’s fast von den Sitzen: „Ich will genau das, was sie hat“ (im Original: I’ll have what she’s having“) – mehr brauchte Regisseur Rob Reiner nicht, um seine Mutter Estelle mit einer Mini-Mini-Rolle in der Geschichte des Spielfilms zu verewigen.
Natürlich wissen Sie, warum die Tischnachbarin (und bestimmt nicht nur sie) haben wollte, was auf Sallys Teller lag. Seit »Harry und Sally« 1989 in die Kinos und später in die Fernsehprogramme kam, ist die Komödie ein Dauerbrenner. Kaum vorstellbar, dass irgendwer sie nicht kennt – es sei denn man wäre notorischer Bildschirmverweigerer.
Und natürlich ist eine zentrale Szene des Films die in »Katz’Deli« – an den Drehort erinnert dort bis heute ein entsprechendes Schild. Clever werbewirksam, aber auch eine Hommage an die Kunst, in 90 Minuten Spielfilm krachenden Humor und angemessenen Ernst unterzubringen.
Denn: Harry und Sally können einem, jede(r) für sich, schon leidtun. Geldsorgen haben sie nicht, die Freizeit ist mit Hobbys gefüllt, und natürlich mit Dates: Wenn schon keine Partnerschaft, dann wenigstens viele Dates zu haben – das war in den USA schon vor 30 Jahren eine Prestigefrage. Ganz ohne Internet, Smartphone und Datingportale. Glücklich werden die beiden auf dem Weg jedenfalls nicht. Wie sie es dann doch werden, ahnt das geschulte Cineastenauge sicher schon nach den ersten 30 Minuten. Dem Charme des Klassikers hat das nichts anhaben können. Der lebt von der Situationskomik, dem Wortwitz – und der Erkenntnis, dass Ecken, Kanten und Eigenheiten einen Menschen erst wirklich reizvoll machen.
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