»Hudo«, wie sie ihren vierrädrigen Begleiter nannte, erwies sich freilich als ungeahnt zickig. Gut, vielleicht war’s bei ihm auch wirklich schlicht das Alter. KÜS magazin berichtete seinerzeit vom Abschied im ganz großen Stil, den die Berliner Heidi Hetzer bereiteten. Sie könne nur Auto, hat sie mit der ihr typischen (Selbst)ironie gerne betont. Nur? Es war doch beeindruckend genug: Als erste Frau in Berlin absolvierte sie eine Ausbildung zur Kfz-Mechanikerin. Das war in den Fünfzigern, als der Zeitgeist für Frauen ganz andere Ausbildungen vorsah, oft genug auch überhaupt keine! Nach dem frühen Tod des Vaters übernahm sie 1969 dessen Autohandel.
Probleme, sich in einer männerdominieten Branche als Frau durchzusetzen? Das hat Heidi Hetzer stets verneint. Auch als passionierte Rallye-Fahrerin machte sie sich schon früh einen Namen. Kein Wunder, dass ihr ganzes Leben den Charakter einer Rallye zu haben schien – Heidi Hetzer war gerne, oft und viel unterwegs, eine Macherin eben. Und als ihr Autohandel dann – recht spät noch – in eine Schieflage geriet, führte sie ihn in die Erfolgsspur zurück. Da griffen die Kinder helfend ein. Heidi Hetzer war damals schon 72. Erst 2012 verkaufte sie das Unternehmen und ging mit dem ihr typischen Elan an das Vorhaben der Weltreise auf den Spuren von Clärenore Stinnes.
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Zwei erheblich jüngere
Beifahrer hatten lange
vor dem Ende der Reise
das Handtuch geworfen.
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So sehr bei Reiseantritt eine gute Portion Wehmut ob des Abschieds immer wieder durchkam, so euphorisch wurde die Zurückkehrende am Brandenburger Tor am 12. März 2017 begrüßt. Auf kues.de waren die Stationen der Reise von Beginn an monatlich nachzulesen. Viel beeindruckender als die Route selbst waren die fast zahllosen Widerstände, denen sie wie selbstverständlich trotzte. Zwei Beifahrer, beide erheblich jünger als die Hudson-Pilotin selbst, hatten lange vor dem Ende der Reise das Handtuch geworfen.
In der Berliner Gedächtniskirche nahm die Öffentlichkeit von ihr im Mai Abschied, nachdem die Beisetzung in aller Stille stattgefunden hatte. Mit den Worten „Ach, wenn wir doch alle ewig Auto fahren könnten!“, eröffnete die Pfarrerin die Trauerfeier. Unkonventionell und prägnant das Lebensthema von Heidi Hetzer auf den Punkt bringend.
Fotos: Jutta Sein