liegender Schnee,
fallender Schnee,
Frost und Eis
Anders als bei Kunstschnee auf Skipisten kommt bei Stephenson gefrorenes Wasser gar nicht zum Einsatz. „Wir unterscheiden vier Bereiche: liegender Schnee, fallender Schnee, Frost und Raureif sowie Eis und Vereisung“, erläutert der 51-Jährige. Je nach Anforderung greift er auf die verschiedensten Ausgangsmaterialien zurück. Im Showroom von Snow Business gibt es eine Wand mit etlichen Schütten, in denen Muster als dessen lagern, was später im Film oder Fotos täuschend echt aussieht – insgesamt rund 160 Sorten, angefangen von Zellulose aus Papier und Baumwolle, über Glas und Maisstärke bis hin zu verschiedensten Schaumstoffen und anderen Kunststoffen auf Basis von Polymeren. Aus einigen der Glasschubladen leuchtet es farbig. Der Kunde ist König und so muss es nicht unbedingt weiß vom Himmel rieseln. „Schalke-Fans wollen blau, und für Dortmunder Borussen muss es auch mal gelb sein.“ Da könnte sich dann auch schwarz hinzugesellen, doch diese Farbe braucht Stephenson in erster Linie für schmutzigen Schnee zum Beispiel an Straßenrändern oder auch für die Darstellung von Asche- und Ruß-Effekten.
Angefangen hat alles 1996. Während des Studiums jobbte er bei Snow Business International Ltd. in England für das Epos »Hamlet« mit Regisseur Kenneth Branagh. Schnell wuchs bei Stephenson die Erkenntnis, dass er sich selbständig machen wollte. „Ich bin ein schlechter Angestellter“, räumt er ein und schlug seinem Chef vor, eine Deutschland-Dependance zu gründen, da er hier schon viele Jahre gelebt hatte. Das wollte dieser nicht, hatte aber nichts gegen ein eigenes Unternehmen des jungen Mannes auf dem Kontinent. Inzwischen gehört der 51-Jährige zu den alten Hasen in der Branche: „Jetzt weiß ich sehr viel mehr und vor allem, was nicht geht“.
Doch es kommen stets neue Herausforderungen, und so tüftelt Stephenson ständig weiter. Mit Polymer und Salz kann man schmelzenden Schnee hervorragend simulieren. „Meine Kreativität liegt nicht nur im künstlichen Schnee, sondern auch in der Weiterentwicklung von Prozessen.“ Erst vor kurzem gelang ihm ein richtig authentischer Hagelschauer.
Im Besprechungsraum hängt ein Foto vom komplett eingeschneiten Spielfeld der Münchener Allianz-Arena. 12.000 m2 groß, über das dann noch 800 Kinder liefen. Das wäre mit echtem Schnee gar nicht möglich gewesen. Doch es geht noch deutlich größer. In Ungarn hat der Grevener »Herr Holle« 45.000 m2 rund um ein Museum in eine perfekte Winterlandschaft verwandelt. Anfangs scheute die Produktionsfirma die Kosten dafür, nachher war man mehr als zufrieden. „Mein Schnee ist sehr filmfreundlich,“ weiß Stephenson. Denn Spuren – die bei mehrfachem Dreh einer Szene zwangsläufig entstehen –, können in kürzester Zeit beseitigt werden. Und das wiederum spart Geld.