Ein ebenso hohes wie sinnvolles Selbstverständnis, denn als Ingenieur im Entwicklungszentrum von Porsche in Weissach, der Herzkammer des Sportwagen-Herstellers, hatte Albert Heinen mit Fahrzeugen von 500 PS und mehr zu tun. Er trimmte die Einsatz-Boliden des französischen Porsche-Werksfahrers Bob Wollek und war mit dem zweifachen Rallye-Weltmeister Walter Röhrl im werkseigenen Offroad-Parcours unterwegs, um den vor der Serienproduktion stehenden neuen Modelle den letzten Schliff zu verpassen.
Jetzt, nachdem er sich aus dem aktiven Berufsleben zurückgezogen hat, gilt seine Leidenschaft Fahrzeugen mit deutlich weniger Kraft und Hubraum.
Eine Heinkel Kabine hat mal eben 9,5 PS. Und sie ist das einzige Automobil, das mehr an Zuladung aufnehmen darf, als es selbst wiegt: 260 Kilo kann die kleine Kabine bei einem Eigengewicht von 240 Kilo Huckepack nehmen. Albert Heinen, der in der Nähe von Trier lebt, hat sich eine Art Heinkel-Bastelstube eingerichtet. Hier steht nicht nur die erwähnte Kabine, das dreirädrige Rollermobil mit einem einzelnen Hinterrad, hier haben auch zwei Heinkel-Motorräder (Tourist) ihr Zuhause gefunden.
Ernst Heinkel, der schwäbische Ingenieur und Flugzeugkonstrukteur, war Praktiker und Visionär zugleich, ein Querkopf im positiven Sinne und seiner Zeit voraus.
Albert Heinen begeisterte sich im Beruf und ist auch im Ruhestand angetan von aller „nicht ausgelatschter Mobilität“, deren Besonderheiten also. Das motorisierte Dreirad, 60 Jahre alt, gilt sogar als Viersitzer. Anders als bei der BMW Isetta – wie die Heinkel Kabine eine Ikone der deutschen Nachkriegs-Mobilität – ist die Lenksäule fest montiert und schwenkt nicht mit der Tür nach außen.
Ernst Heinkel praktizierte Umwelttechnik, als das so noch gar nicht genannt wurde, in seinen Flugzeugwerken in Rostock und Warnemünde ebenso wie mit seinem Motorroller, den die Ernst Heinkel AG nach dem Krieg bis 1965 produzierte.
Heinkel selbst starb 1958, nur wenige Tage nach seinem 70. Geburtstag. Eine Hommage an ihn ist der Heinkel-Club Deutschland. Albert Heinen ist natürlich Mitglied und, nicht verwunderlich, er leistet dort auch Vorstandsarbeit. Jährliche Treffen seien immer was für Tüftler und Techniker. Der Club ist durchorganisiert. Man hilft sich, man kennt sich. Wie das bei Menschen, die um die Ecke denken, üblich ist.
Text & Fotos Jürgen C. Braun