Gleich nach der Ankunft in „Tschejbörg“ (wie die Südafrikaner amerikanisch-verkürzt „Jo(hannes)burg“ aussprechen) erfolgte die Übernahme des von der Ford Motor Company of Southern Africa zur Verfügung gestellten Tourneo Custom problemlos. Auf den ersten Blick zeigen sich keine Unterschiede zu dem in Mitteleuropa erst 2013 neu eingeführten Personen-Transporter. Nur das Lenkrad ist wegen Linksverkehr auf der für uns ungewohnten rechten Seite platziert.
Richtig Spaß macht im Tourneo Custom bei 2.245 Kilogramm Leergewicht und weitgehender Ausnutzung von 735 Kilogramm Nutzlast die 114 kW/155 PS starke Top-Version. Bei 385 Nm Drehmoment schon ab 1.600 Umdrehungen pro Minute fehlt es nie an Durchzugskraft. Die versprochenen 157 km/h Höchstgeschwindigkeit ließen sich zwar nicht überprüfen, dürften aber bei geringer Seitenwind-Empfindlichkeit und gutem Geradauslauf problemlos zu nutzen sein.
Mit 80 Liter Tankinhalt muss man auch nicht zu oft an Tankstellen. Diese gibt es in ausreichender Zahl und im europäischen Standard. Hinzu kommt stets freundliche Bedienung inklusive Scheibenreinigung und Ölstand-Kontrolle. Kreditkarten werden überall akzeptiert und fast immer mobil am Fahrzeug eingelesen. Bargeld braucht man nur für das gern genommene, aber nie aufdringlich geforderte Trinkgeld.
Die Route führte von Johannesburg – der Krüger-Park wurde bewusst ausgelassen – direkt nach Kwazulu Natal in den Hluhluwe Nationalpark, den ältesten Südafrikas. Von dort ging es nach St. Lucia an den Indischen Ozean, vorbei an der Hafenstadt Durban entlang der Küste bis Port Shepstone und danach im weiten Bogen über Umtata durch das frühere Homeland Transkei nach Grahamstown. Auf einen Tag im Addo Elephant Park folgte der Anfang der Garden Route von Port Elizabeth bis Knysna. Die Bloukrans-Brücke mit der Gelegenheit zum welthöchsten Bungee-Sprung lag dabei am Weg. Ein Abstecher nach Outsdoorn mit seinen Straßen-Farmen endete in Mossel-Bay, der „best-regierten, saubersten und sichersten Gemeinde Südafrikas“. Über Hermanus mit einer erfolgreichen Wal-Beobachtung vom Schiff aus wurde Kapstadt erreicht und dort die Region bis zum Kap der guten Hoffnung erkundet.
Über die bekannten Weinorte Paarl und Franschhoek (mit einem sehenswerten Auto-Museum) führte der zweite Teil der Rundreise zuerst nach Tulbagh mit der Krone-Sektkellerei „Twee Jonge Gezellen“. Worcester als Zentrum der südafrikanischen Blinden-Betreuung und Beaufort West, die Heimat des Herz-Chirurgen Christiaan Barnard, waren zusammen mit dem Karoo-Park dann weitere Stationen auf dem Weg nach Kimberley. Dabei wurde auch die mit 490 Kilometer längste Tages-Etappe gemeistert – ansonsten waren es täglich 120 bis 360 Kilometer.
Vom „Big Hole“ und einem interessanten Museum zur Geschichte der Diamanten-Gewinnung aus ging es über Klerksdorp, an Soweto vorbei direkt in die Hauptstadt Pretoria. Sehenswert waren dort das Voortrekker Monument und das Parlamentsgebäude mit dem angrenzenden Park. Am letzten Tag präsentierten sich auf dem Rückweg zum Flughafen Johannesburg in einem kleinen Drive-Thru-Wildpark auch noch vom Auto aus in nächster Nähe Löwen und Leoparden. Damit waren die „Big Five“ komplett, denn Elefanten, Nashörner und Büffel gab es vorher schon vielfach zu sehen.
Ausschlaggebend für den Erfolg der Reise war neben der Routenwahl vor allem der Verzicht auf Hotel-Übernachtungen. „Bed and Breakfast“ ist in Südafrika überall – selbst im „tiefschwarzen“ Umtata – zu finden und hat durchwegs familiären Charakter. Einige unserer Unterkünfte waren „arbeitende“ Farmen mit Anbau von Zitrusfrüchten oder Tierhaltung (einschließlich einem gut erträglichen Schweinemast-Betrieb) und dort gab es neben dem stets reichhaltigen, obligatorischen Frühstück auch immer ein mehrgängiges Abendessen im Haus. Liebevoll gestaltete Einrichtung, angenehme Betten und großzügige Badezimmer fanden sich auch in allen B&B-Privathäusern, die zum Teil Meerblick und oft einen Pool hatten. Gern wurden Restaurant-Empfehlungen gegeben und Reservierungen für das Abendessen oder Sehenswürdigkeiten am Folgetag übernommen. Selbst mit Medizin für kleine Wehwehchen, Briefmarken oder dem Waschen von Kleidungsstücken wurde bei Bedarf gern geholfen. Für Wärme im südafrikanischen „Winter“– bei Tagestemperaturen um 20 Grad und einmal Frost in der Nacht – sorgten oft Klimaanlagen, elektrische Heizdecken im Bett oder Heizplatten an der Wand und mehrfach sogar Kamine mit Holz- oder Gasfeuer. Trotz Komfort auf Vier-Sterne-Hotel-Niveau blieben die B&B-Kosten im Durchschnitt unter 40 Euro pro Person und Nacht!
Von einigen Ortsstraßen voller Schlaglöcher und nach kurzen Regenfällen aufgeweichten Pisten in Nationalparks abgesehen, birgt der Straßenzustand kaum Gefahren.
Die Autobahnen im Umkreis der großen Städte haben nahezu europäischen Standard, ihre Standspuren werden aber auch von Radfahrern und Fußgängern oder für private Verkaufsstände benutzt. Wenn nicht gerade kilometerlange Einspur-Regelungen an Baustellen bremsen, kann man auch auf zweispurigen Überlandstraßen fast immer Überholen, denn die Fahrer langsamer Vehikel weichen oft bereitwillig auf die Standstreifen aus – und der Überholende bedankt sich durch kurzes Einschalten des Warnblinkers. Sollte er dabei an übersichtlicher Stelle doch die (doppelte) Mittellinie überfahren, macht dies auch unter den Augen der Polizei nichts! Die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h lässt sich auf langen Strecken leicht zur Durchschnittsgeschwindigkeit machen, denn deutlich sichtbare Tempokontrollen finden nur im Bereich von beschilderten Geschwindigkeitsbeschränkungen statt. Autofahren außerhalb der Städte ist nach Einbruch der Dunkelheit nicht angeraten: Frei herumlaufende Haus- und Wildtiere können ebenso überraschend auf den Straßen auftauchen wie wenig Vertrauen erweckende Gestalten – die aber meist nur mitgenommen werden wollen.
Während das Festnetz für Telefon und Fax vor allem in ländlichen Regionen eher schlechter als besser wird, ist das Mobilfunknetz selbst in abgelegenen Ecken des Landes fast ohne Lücken. Im Falle einer Panne oder eines Unfalls kann man so überall Hilfe oder die Polizei herbeirufen. Übliche Sicherheitsvorkehrungen wie das Verriegeln der Türen während der Fahrt empfehlen sich trotzdem und beim Abstellen des Autos am Straßenrand bewirken ein bis zwei Rand Trinkgeld für die allgegenwärtigen Parkplatz-Aufpasser, dass diese zuverlässig ihren Job machen und nicht, durch „Geiz“ verärgert, Kratzer im Lack hinterlassen.