Nur drei Monate im Jahr ist auf den Lofoten Sommersaison. Ab Ende Mai fallen Touristen aus aller Herren Länder von Kreuzfahrtschiffen, den Hurtigruten-Liniendampfern oder mit Reisebussen vornehmlich in Orte auf der Südseite der Inselgruppe ein. Die lebendige Inselhauptstadt Svolvær mit ihren 4.200 Einwohnern, sowie die pittoresken Fischerdörfer Henningsvær, Nusfjord, Reine und Hamnøya sind viel besuchte Plätze. Doch nur wenige Kilometer weiter entfaltet die Natur in der Stille ihre ganze Schönheit. Das azurblaue Meer und die feinen Sandstrände vor den Dörfern Vik und Utakleiv sind umrahmt von beeindruckenden Bergriesen.
Besonders beliebt sind die Wochen der Mitternachtssonne in der ersten Julihälfte, wenn die Sonne nicht untergeht und die Nächte leuchten lässt. Mit dem Wohnmobil, dem Auto und neuerdings auch mit dem Flugzeug reisen Urlauber aus Deutschland auf das Inselreich.
Mittags um zwei Uhr tuckert Børge Iversen von Ballstad aus mit seinem Fischerboot aufs Meer hinaus. An Bord sind ein rundes Dutzend Gäste – Sportangler und Freizeitfischer. Keine halbe Stunde ist er mit dem Kahn unterwegs, dann stoppt er die Maschine. „An den Klippen unter uns steht der Fisch“, so Iversen nach einem prüfenden Blick auf die farbigen Bildschirme im Ruderhaus. „Unsere Fischfinder“, lacht er verschmitzt in sich hinein. Und dann dauert es tatsächlich nur noch zehn Minuten, bis der erste Seelachs an einer Angelleine zappelt. Die Ausfahrten mit Urlaubern sind Børge Iversens Sommerjob. Von Mitte Januar bis Mitte April kreuzt er wie zahlreiche Fischer zum Kabeljaufang im Norden des Archipels. Der geschlechtsreife Dorsch – auch Skrei genannt – wird nach alter Tradition auf Holzgestellen als Stockfisch getrocknet. Tørrfisk (trockener Fisch) gilt als Delikatesse in Italien, Brasilien und in Portugal.
Von Svolvær auf der Insel Vǻgan aus leitet die Europastraße 10 als Hauptverkehrsader über kühne Brücken und durch Tunnel auf die Nachbarinseln Vestvǻgøya, Flakstǻdøya und Moskenesøya. An die 150 Kilometer sind’s bis zum Ziel in Ǻ, wo alle Straßen enden. Es ist eine Tagesreise, denn unterwegs bieten sich zahllose Fotostopps mit imposanten Landschaftsbildern an.
Grünes Bauernland breitet sich in der weiten Talsenke auf Vestvǻgøya im Schutz der Bergketten aus. „Hier im Lauvdalen auf Vestvǻgøya liegen wir ganz günstig“, erzählt Knut Ǻland auf seinem Bauernhof Ǻland Gǻrd. „Im Sommer ist’s bei uns im Tal trocken, der Winter bringt uns manchmal bis zu einem Meter Schnee.“ Bei diesem Klima pflegt Ǻland seinen Garten mit 20 verschiedenen Kräuterarten. Kräuter, Bauernhofkäse und hausgemachte Marmeladen verkauft der Farmer in dem kleinen Hofladen. Tochter Heidi hält darüber hinaus im Sommer ein schmuckes Hofcafé geöffnet – das Einzige auf den Lofoten.
Weiter geht die Fahrt auf der Europastraße 10, durch den 1,8 Kilometer langen Nappstraumentunnel auf die Nachbarinsel Flakstadøya. Mit acht Prozent Gefälle und Steigung führt die Route bis in 55 Meter Tiefe unter den Meeresspiegel. Kurvig windet sich die schmale Straße von der E 10 abzweigend nach Nusfjord hinunter. Rote Fischerhäuser kleben in der engen Meeresbucht wie Vogelnester an blanken Felswänden. Wer Nusfjord besuchen will, muss jedoch Eintritt bezahlen: Das malerische Dorf mit seiner über 100 Jahre langen Geschichte ist in Privatbesitz. Im 19. Jahrhundert überschrieb der norwegische König die Fischerhütten einem gewissen Hans Grön Dahl, der es zu einem der bedeutendsten Fischerei- und Handelsplätze der Lofoten ausbaute. So gab es in Nusfjord bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht nur Post, Bäckerei, Kaufmannsladen und ein Gefängnis, sondern auch ein eigenes Wasserkraftwerk zur Stromerzeugung.
Beim Bummel durch das Örtchen fühlen sich die Besucher in alte Zeiten zurückversetzt. Im Landhandel-Kaufmannsladen aus dem Jahr 1907 sind die originalen Verkaufstheken, Vitrinen und Emaillewerbeschilder noch zu sehen.
Nicht wie im Alphabet als erster Buchstabe am Anfang, sondern ganz am Ende der Europastraße 10 liegt der winzige Flecken Ǻ. Ein paar Fischerhütten und das Lofoten Tørrfiskmuseum lohnen die weite Anfahrt. Museumsleiter Steinar Larsen weiß: „Wir sind das einzige Stockfischmuseum der Welt.“ Auf zwei Etagen dreht sich alles nur um den Stockfisch. Die Delikatesse wird heute nur noch von etwas mehr als 150 Lofotenfischern gefangen.
Beliebtes Ziel vieler Lofoten-Urlauber ist der Abstecher in den Trollfjord. Der zwei Kilometer lange Meeresarm verengt sich an seiner schmalsten Stelle auf nur 100 Meter. Spektakulär ist die Passage mit einem der großen Hurtigruten-Linienschiffe. Im Sommer legen die Dampfer zur Mittagszeit in Stokmarknes auf der benachbarten Insel Hadseløya ab, nehmen südwärts Kurs in den Raftsund und biegen auf der Teilstrecke nach Svolvær ein in den engen Trollfjord. Zum Greifen nahe erscheinen die tausend Meter hoch aufragenden Felsenwände. Meter um Meter schiebt sich der 20 Meter breite Schiffskoloss in langsamer Fahrt vorwärts, immer tiefer hinein in die Meeresenge.
Am Ende des Fjords dreht der Dampfer auf der Stelle – ein schwieriges Manöver, das der Schiffsführung höchste Konzentration abverlangt. Denn auch hier erweitert sich der Trollfjord lediglich auf 800 Meter.
Informationen
Norwegisches Fremdenverkehrsamt/Innovation Norway
Postfach 11 33 17
20433 Hamburg
Tel. 040/22 94 15 0
hamburg@innovationnorway.no
www.innovasjonnorge.no
Weitere Internetseiten
Anreise
Mit dem Auto ab Oslo 1.700 Kilometer auf der E 6 über Lillehammer und Trondheim bis Bognes, Fähre von dort nach Lødingen (60 Minuten) und weiter auf der E 10.
Kiel-Oslo: Direktverbindung mit Color Line www.colorline.de. Autofahrer sollten sich unbedingt an die Verkehrsvorschriften halten (Promillegrenze 0,2, Tempolimit 80 km/h). Zahlreiche Blitzanlagen. Verstöße werden sehr drastisch bestraft.
Reisezeit
Auf den Lofoten leben etwa 24.000 Menschen. Hauptort ist Svolvær mit 4.300 Einwohnern. Hochsaison ist vom 28. Mai bis zum 14. Juli (Mitternachtssonne). Die Sommersaison ist zu Ende mit den norwegischen Sommer-Schulferien am 22. August.
Unterkünfte
Beliebt sind die ehemaligen Hütten der Dorschfischer, die oft zu komfortablen Ferienhäusern (Rorbuer/Seehäuser) ausgebaut sind. Es gibt gut ausgestattete Campingplätze und Stellplätze für Wohnmobile.