Die wolkenverhangene Stimmung passt gut zur typischen Landschaft mit ihren grünen Hügeln und der wechselvollen Küste. Und zu den erdverbundenen Iren sowieso, die als warmherzig und humorvoll und vor allem abergläubisch gelten. Elfen und Kobolde seien auf der Insel allgegenwärtig. Für jede Unbill gibt es ein eigenes Wesen. Der Meister des Unberechenbaren sei der Leprechaun, ein kleines, grünes Männchen mit roten Haaren. Viele Geschichten erzählt man sich über den Hausgeist.
Beim Essen im Brazen Head, dem ältesten Pub Dublins, haben wir am Vorabend schon manche Schauergeschichte gehört.
Einer walisisch-irischen Legende nach wurde Patrick im fünften Jahrhundert als Heide im englischen Wales geboren. Kaum 16 Jahre alt verschleppten ihn kriegerische Keltengruppen, die auf der damals unwegsamen grünen Insel siedelten. Hier sollte der halbwüchsige Knabe als Schafhirte sein Dasein fristen. Mit eiserner Faust regierten damals fünf Stammeskönige das Land. Riesige Denkmäler in Form unheimlicher Dolmen-Monumente und Kreuze zeugen noch heute davon. Patrick suchte indessen Trost im Gebet. Wie durch ein Wunder gelang dem Beseelten schließlich die Flucht nach Frankreich. Hier ließ er sich zum Priester ausbilden und kehrte, einem Wink des Himmels folgend, nach Irland zurück, um die Iren zum christlichen Glauben zu bekehren.
Auf den Spuren des Missionars kommt man um das Städtchen Armagh, 65 Kilometer südwestlich von Belfast gelegen, nicht vorbei. In der „Kirchenmetropole“ Irlands gibt es gleich zwei Kathedralen, die dem heiligen Patrick geweiht sind. Die „Church of Ireland“, die St. Patrick in der heute gerade mal 15.000 Einwohner zählenden „spirituellen Hauptstadt Irlands“ erbaut hat, ist Sitz des irischen Primas. Die zweite St. Patrick Kathedrale der Stadt dient als Bischofssitz des römisch-katholischen Erzbistums Armagh. Sowohl der katholische Bischof als auch sein anglikanischer Amtsbruder sind die ranghöchsten Vertreter ihrer jeweiligen Kirchen.
Nach der geistlichen Erbauung ist das leibliche Wohl am Zug. Die Auswahl an traditionellen Pubs ist groß in Armagh. Ein heißer Irish Whiskey wärmt die von Regen und Nebelschwaden steif gefrorenen Glieder auf. So gewappnet geht es anschließend weiter in die wenige Kilometer entfernte Kirche von Saul im County Down erreichen. Der Legende nach starb Patrick am 17. März 461 in dem göttlichen Gemäuer. Der Leiter des St. Patrick Besucher Zentrums hat Tipps für weitere Ziele auf den Spuren des irischen Lieblingsheiligen parat: „Wenn Sie zum See Lough Derg kommen, sehen Sie eine Insel, auf die Patrick von Gott geleitet wurde“, sagt Tim Campbell. Der Berg Croagh Patrick, auf dem der Heilige 40 Tage betete, ist den Iren allerdings noch wichtiger. Tausende Pilger machen sich in der Nacht vor dem letzten Julisonntag auf den Weg hinauf auf den 765 Meter hohen Berg. „Das ist eine ziemlich harte Wallfahrt“, erklärt Guide Wolfgang.
Zudem begleite der Bergaufstieg etwas Mystisches,
denn in den nächtlichen Nebelschwaden scheinen sich sämtliche Kobolde und Elfen am Croagh Patrick zu versammeln.