Einfach einsteigen und durchstarten: Das wünschen sich viele Autofahrerinnen. Doch für viele Frauen ist dies eine psychische Belastung. Was sind die Ursachen dafür und wie gelingt es, diesen Personen wieder Spaß am Autofahren und an Mobilität zu vermitteln? Betty Müller fährt im dicksten Großstadtverkehr fast blind durch die Straßen, lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, wenn sie auf mehrspurigen Bahnen links oder rechts überholt wird. Niemand käme auf die Idee, dass Betty Fahrängste bekommt, sobald sie auf eine Autobahn zusteuert. Die gestandene Managerin beschließt, ihr Problem zu lösen und wählt ein Seminar, in dem nur Frauen zugelassen sind und die Kursleiterinnen eine Psychologin und eine Fahrlehrerin sind.
Betty Müller will ihre Angst besiegen und lernt, in Gruppengesprächen, Dialogen und Übungen ihre Angst zu lokalisieren. Schritt für Schritt bewegen sich die Expertinnen auf das Dilemma der Managerin und der anderen Teilnehmerinnen.
In fast jedem Fall gibt es einen Auslöser der Fahrangst.
Die Frauen berichten von riskanten Situationen, die sie geschockt haben. Von Dränglern und von Machtspielchen auf derStraße, denen sie sich nicht gewachsen fühlen. Sie erzählen von mangelnder Fahrpraxis und von zu riesigen Fahrzeugen, in dem so manche zierliche Frau förmlich versinkt. Dabei war bei Letzterem die Lösung so einfach: Ein Kleinwagen wurde gekauft und die Angst war wie weggeblasen.
Aber nicht alle Fälle lassen sich so rasch lösen. Was machen, wenn Frauen Angst vor dem Einparken haben und denken die ganze Nachbarschaft amüsiert sich darüber. Die Expertinnen raten: Ein Bärenfell zulegen und Kommentare ignorieren! Die Runde übt auch Entspannungs- und Atemübungen. Ruhe kommt auf, wenn die Lenkerin Telefonnummern einer Vertrauens‑person im Auto parat hat. Diese Person anrufen, wenn es im Auto nicht rund läuft oder die berühmte Lampe auf der Armatur blinkt. Natürlich helfen auch Automobilclubs oder Hotlines der Hersteller. Im äußersten Panikfall empfehlen die Expertinnen, anzuhalten und die Warnblinkanlage einzuschalten.
Betty Müller verlässt zuversichtlich das Seminar. Ihr wurde im Kurs klar, dass sie auf der Autobahn Angst vor den hohen Geschwindigkeiten der anderen Verkehrsteilnehmer hat. Nun übt sie mit einem Fahrlehrer! Sie will ihre alte Sicherheit stufenweise wieder erlangen. Nach einigen Wochen intensiven Trainings fährt die Managerin bereits wieder kurze Strecken auf der Autobahn alleine. Noch sucht sie sich Zeiten aus, in denen der Autobahn-Verkehr noch überschaubar ist. Der Anfang ist getan, praktisch ein Riesenschritt «Ich fühle mich langsam sicherer, brauche aber noch einige Zeit, den einstigen Stand zu erreichen», sagt sie.