Skeptiker dürfte er spätestens überzeugt haben, als er 1983 aus Glenn Millers „Chattanooga Choo Choo“ den Sonderzug nach Pankow machte. Das ist ihm ja sogar bei Erich Honecker gelungen. Der Staatsratsvorsitzende der DDR, bis dahin in der Öffentlichkeit nicht als extrem humorvoller Mensch bekannt, empfing den Mann mit dem Schlapphut freundlich – und erfüllte ihm sogar den Wunsch, einmal „zu singen im Arbeiter- und Bauernstaat“, wie Udo das singend sich gewünscht hatte.
Am 17. Mai 2016 ist Udo Lindenberg unglaubliche 70 geworden. Grund genug, zwei seiner Facetten zu beleuchten, die bisweilen etwas im Schatten stehen – angesichts seines Verdienstes, die deutsche Sprache um treffende Redewendungen bereichert zu haben, eine wohldosierte Form der Schnoddrigkeit salonfähig gemacht zu haben und schon jetzt etliche Klassiker des Deutsch-Rock zu verzeichnen.
Da ist einmal der sanfte Udo Lindenberg, der am Flughafen einen Sehnsuchtsanfall vom Feinsten besingt („Airport/Dich wiedersehn“) und sich selbst mit dem Bekenntnis „Ich lieb Dich überhaupt nicht mehr“ keine drei Minuten besch …., pardon, belügen kann, bis ihm aufgeht, wie weh im die Trennung tatsächlich (noch) tut. Eine CD mit dem treffenden Titel „Gänsehaut“ ist seit Jahrzehnten unverändert lieferbar.
Und keineswegs fehlen darf in einer Würdigung zum runden Geburtstag der Maler Udo Lindenberg. Wenn man’s nicht weiß, kommt man gar nicht drauf, womit der Meister seine Lindenwerke erschafft: Er nimmt Hochprozentiges, weswegen die entstandenen Bilder kurz und treffend Likörelle heißen. Ein entsprechendes Buch gab es vor Jahren. Es erscheint als Neuauflage im Oktober 2016.
Zum 70. hat er der Fangemeinde eine neue CD geschenkt: „Stärker als die Zeit“. Heißt: Udo Lindenberg in Top-Form. Vom Greis, der den Whisky nötigenfalls aus der Schnabeltasse trinkt, ist er jedenfalls noch meilenweit entfernt. Herzlichen Glückwunsch, Udo Lindenberg. Und: Danke!