Solche Probleme haben Eltern überall auf der Welt. Aber während sie in Deutschland mit dem öffentlichen Nahverkehr, der Großmutter oder der Nachbarin gelöst werden, gibt es dafür im Silicon Valley natürlich ein Start-Up und die passende App: „Boost by Benz“ heißt das junge Unternehmen, das Rasheq Zarif vor zweieinhalb Jahren gegründet hat.
Koordiniert werden die Fahrten – wie könnte es am Nabel der digitalen Welt anders sein – von einem Computer, der alle Fahrwünsche analysiert und daraus die passenden Strecken für die Sprinter plant, die von sieben bis sieben im Dauerbetrieb durch die sechs Städte im Silicon Valley kreuzen. Mit Erfolg: „Obwohl wir oft auch noch sehr kurzfristige Buchungen einzuarbeiten versuchen, sind wir in der Regel pünktlich und haben höchstens mal fünf Minuten Verspätung“, sagt Zarif.
Von den normalen Schulbussen unterscheidet sich der Boost-by-Benz-Service nicht nur, weil er statt fester Haltestellen individuelle Ziele anfährt, weil er nachmittags unterwegs ist und natürlich die Turnhalle genauso ansteuert wie die Musikschule, den Ponyhof oder den Baseball-Platz. Den Unterschied machen vor allem Menschen wie Chi Pak. Sie sitzt neben dem Fahrer und ist offiziell der Concierge, der die Kinder ein- und wieder auscheckt. Praktisch ist sie allerdings so etwas wie eine Nanny, die Bummler auch mal vor dem Klassenzimmer einsammelt, Schussel an ihre Lunchbox erinnert und Angsthasen bis vor die Tür zur Umkleide bringt. Und wen im Bus die Langeweile plagt, den heitert sie mit Comics oder Reisespielen auf.
Auch die Eltern schwören auf den Concierge. Schließlich sendet der jedes Mal eine Kurznachricht, wenn der Nachwuchs ein- oder am Ziel wieder ausgestiegen ist. So haben Mum und Dad ihre Kinder selbst dann im Blick, wenn sie am Schreibtisch sitzen. Und falls sie dann immer noch in Sorge sind, können sie den Boost-Bus sogar online in ihrem Internetbrowser verfolgen.
Billig ist der Spaß nicht. Immerhin starten die Preise unabhängig von der Wegstrecke bei 22 Dollar pro Fahrt, räumt Projektleiter Zarif ein. Bei den Eltern kommt der Service gut an, sagt er und berichtet von vielen Stammkunden, die ihre Fahrten im Zehner- oder Zwanziger-Pack bestellen und oft das ganze Schuljahr durchbuchen.
Doch bei den Kids hält sich die Begeisterung mit zunehmendem Alter in Grenzen.
Während die Kleinen sich freuen wie Schneekönige, wenn die kunterbunten Kleinbusse um die Kurve kommen, reagieren die Größeren schon ein bisschen zurückhaltend, räumt Concierge Chi ein und erzählt von einem frisch verliebten Teenager, der sichtlich nervös wurde, als er draußen seine Freundin sah. „Für den mussten wir erst um die nächste Ecke fahren, bis er aussteigen wollte.“ (Benjamin Bessinger)