Es geht also um beachtliche Summen. Zurzeit beträgt das Durchschnittsalter eines Pkw laut KBA exakt neun Jahre. Doch fünf Jahre später landet es auf dem Schrott, statistisch betrachtet. Dabei helfen ein paar Tipps, das Autoleben zu verlängern. Wir danken Matthias Kimmerle vom Autohaus Kimmerle in
Reutlingen, in dem KÜS-Partner Thomas Köstler prüft, für zusätzliche Tipps.
Einfahren
Es ist noch nicht lange her, da musste ein Neuwagen noch eingefahren werden. Häufig war der erste Ölwechsel schon nach 1.000 Kilometern fällig, da sich Abriebe angesammelt hatten. Heute sind die Fertigungstoleranzen bei den Motoren sehr gering und die modernen Filter sehr effektiv. Trotzdem hat der Neuwagen eine Schonzeit nötig, damit sich Zylinder und Kolben einspielen können und das Öl bis in alle Ecken dringt. Daher sollte ein Neuwagen 5.000 bis 10.000 Kilometer lang weder besonders unter- noch hochtourig, sondern mit mittleren Drehzahlen bewegt werden.
Start
Bei kaltem Motor ist das Öl in den Aggregaten noch nicht optimal verteilt. Es braucht einige Zeit, um den vollen Öldruck aufzubauen. Daher vor dem Losfahren den Motor lieber ein paar Takte laufen lassen. Besonders Turbomotoren reagieren empfindlich auf hohe Drehzahlen nach dem Kaltstart. Ein Benziner benötigt im Stadtverkehr etwa zehn Minuten, bis er warm ist, ein Diesel fast doppelt so viel Zeit.
Kurzstrecke
Auf den ersten Kilometern nach dem Kaltstart ist der Verschleiß im Motor am größten. Daher Kurzstrecken unter drei Kilometern Länge möglichst vermeiden. Diesel sind generell keine Kurzstreckenfahrzeuge. Das liegt am eingebauten Rußpartikelfilter. Für die Selbstreinigung braucht der Filter Hitze und Zeit, sonst verstopft er irgendwann. Kurzstrecken belasten auch den Auspuff: So verbrennt etwa Kondenswasser nicht. Rost am Auspuff ist die Folge.
Kaltfahren
Vor allem Turbomotoren sollten nach vollem Leistungseinsatz ein bis zwei Minuten im Leerlauf abkühlen. Das Öl könnte sonst im Turbo verkohlen und die Ölkanäle verstopfen. Damit ist eine ausreichende Schmierung der Lagerstellen nicht mehr gewährleistet. Es droht eine teure Reparatur.
Ölstand
Das Motoröl reduziert die Reibung zwischen den sich bewegenden Teilen. Es nimmt verschleißbedingte Metallpartikel und Verbrennungsrückstände auf, die Additive im Öl in der Schwebe halten, um Ablagerungen zu vermeiden. Trotzdem ist es nach einer bestimmten Zeit verbraucht und muss gewechselt werden. Dabei sind die Intervallvorgaben des Herstellers zu beachten, auch die Vorgaben zu Ölsorte und Viskosität. Der Ölstand sollte regelmäßig kontrolliert werden, etwa einmal im Monat. Zuwenig Öl schadet dem Motor, aber auch zu viel.
Rost
Viele Fahrzeuge sind heutzutage vollverzinkt. Damit hat der Rost seinen Schrecken verloren. Trotzdem sollte der Lack regelmäßig nach kleinen Abplatzern kontrolliert werden. Oft reicht dann zur Versiegelung schon ein Tupfer mit dem Lackstift. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte über einen Hohlraumschutz nachdenken. Dabei spritzt ein Fachbetrieb bei hoher Temperatur und mit Druck Heißwachs in die Hohlräume des Autos und versiegelt das Blech.
Ablauflöcher
Stehendes Wasser unter dem Blech begünstigt die Rostbildung. Damit es ablaufen kann, existieren Ablauflöcher, etwa an den Türen. Sie müssen regelmäßig gereinigt und freigehalten werden. Das gilt auch für Lüftungsgitter und die Kanten von Scharnieren.
Wartungsintervalle
Autobesitzer sollten die Werkstattintervalle einhalten, sonst verlieren sie ihre Garantieansprüche. Die Toleranz der Werkstätten beträgt typischerweise drei Monate oder 30.000 Kilometer. Im Rahmen der Wartung werden auch die Achsmanschetten kontrolliert, ob sie noch dicht sind. Besonderes Augenmerk gilt weiterhin dem Zahnriemen, der Nocken- und Kurbelwelle verbindet. Reißt er, ist der Motor ein Totalschaden.
Autowäsche
Eine Wäsche beugt Schäden vor. Pollen oder Vogelkot können den Lack angreifen und sollten schnell entfernt werden. Allerdings erreichen die Bürsten der Waschstraßen viele Stellen nicht. Besser ist die Handreinigung von Tür- und Haubenkanten, Radläufen und Radhäusern. Auch ein Hochdruckreiniger ist nützlich, um verborgenen Schmutznestern den Garaus zu machen.
Reifen
Verliert ein Reifen kontinuierlich Luft, fällt das niemandem auf. Es steigen aber der Spritverbrauch und das Risiko, dass sich der Pneu bei hohem Tempo stark erwärmt. Dann drohen Ablösungen an der Reifenflanke oder der Lauffläche. Deshalb ist es sinnvoll, alle 14 Tage und vor längeren Fahrten den Reifendruck zu prüfen. Außerdem: Wer mit hohen Geschwindigkeiten über Bordsteinkanten und durch Schlaglöcher düst, riskiert, dass die Reifen, Achs-und Lenkgelenke in Windeseile verschleißen. Dabei sind die Schäden, die dazu führen können, dass ein Reifen platzt unter Umständen nicht zu sehen.
Fahrweise
Wer das eigene Auto ständig am technischen Limit bewegt, verkürzt das Autoleben dramatisch. So bedeuten etwa hohe Drehzahlen auch einen hohen Verschleiß. Ein zu untertouriger Fahrstil belastet das Auto ebenfalls und geht auf die Kurbelwelle. Motorschonend ist hingegen der normale Drehzahlbereich zwischen 1.500 und 3.000 Umdrehungen pro Minute.
Drei Fragen an Matthias Kimmerle, 24, vom Autohaus Kimmerle in Reutlingen
Was ist Ihr wichtigster Tipp für ein langes Autoleben?
Wer Schäden an seinem Fahrzeug bemerkt, beispielsweise ungewöhnliche Geräusche während der Fahrt hört, sollte sie möglichst bald beheben lassen und nicht abwarten. Defekte reparieren sich nicht von alleine. Häufig drohen sogar Folgeschäden. Wer etwa verschlissene Bremsbeläge aussitzt, muss damit rechnen, dass er dann auch neue Bremsscheiben braucht.
Wann sehen Sie bei ihrem eigenen Auto genauer hin?
Beispielsweise wenn ich Abdrücke von Tierpfoten auf dem Blech entdecke. Das könnte ein Marder gewesen sein, der sich im Motorraum ausgetobt hat. Unter Umständen sind dann Kabel durchgebissen oder hängt die Motordämmung in Fetzen.
Wo stellen Sie ihr Fahrzeug ab?
Am liebsten in einem Carport. Geschlossene Einzelgaragen sind oft schlecht belüftet. Dann entwickeln Schnee- und Salzreste im Winter ein sehr aggressives Klima und setzen der Karosserie zu.