Die besondere Gefährdung der 18- bis 24-Jährigen wird gemäß Statistischem Bundesamt gerade deutlich, wenn die Daten auf die Einwohnerzahlen bezogen werden: 2009 verunglückten 1.168 junge Erwachsene je 100.000 Einwohner dieser Altersgruppe im Straßenverkehr – mehr als das Doppelte des Durchschnittswertes für die Gesamtbevölkerung (490). In keiner anderen Altersgruppe war das Risiko, im Straßenverkehr zu verunglücken, derart hoch.
116 junge Erwachsene je 1 Million Einwohner wurden 2009 im Straßenverkehr getötet.
Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung mit 51 Getöteten je 1 Million Einwohner waren dies wiederum mehr als doppelt so viele. Unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung sowie mit Unterstützung des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) hat die KÜS deshalb im Rahmen von «Jung fährt sicher 2.11» erneut Grundlagenmaterial erarbeitet, um junge Autofahrer über gefährliches Fehlverhalten aufzuklären. Das Ergebnis: Eine 36-seitige Broschüre und ein Flyer, die sich mit der Kernfrage befassen, wie die Verkehrssicherheit der Zielgruppe verbessert werden kann – die aber auch für andere Verkehrsteilnehmer eine wichtige Informationsquelle sind.
Wie schon 2010 liefert ein umfangreicher statistischer Abriss das grundlegende Zahlenmaterial. Auf dieser Datenbasis fußt die Analyse: Themenkomplexe wie das Begleitete Fahren ab 17, das Alkoholverbot für Fahranfänger sowie die Gefahren von Drogenkonsum stehen im Mittelpunkt. Auch die sogenannten Disco-Unfälle werden behandelt. Ausführliche Tipps und Hinweise zum Thema «Tuning – Aber sicher!» gibt Thomas Schuster, der Tuning-Experte der KÜS. Eine umfangreiche Link-Sammlung rundet die Broschüre ab.
Wie bereits im Vorjahr analysiert Dr. Malte Mienert die Grundproblematik «Junge Fahrerinnen und Fahrer» aus entwicklungspsychologischer Sicht. Der renommierte Experte nahm exklusiv für die KÜS, Anfang März 2011, an einer Diskussionsrunde mit 15- und 16-jährigen Schülern der Realschule am Eichholz im sauerländischen Arnsberg teil. Sie fand im Anschluss an eine Fragebogen-erhebung für ein Forschungsprojekt der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster (Fachgebiet Polizeiliche Verkehrslehre, Polizeidirektor Martin Mönnighoff) statt. Organisiert wurde sie von der Verkehrssicherheitsberatung der Kreispolizeibehörde des Hochsauerlandkreises (Polizeihauptkommissar Markus Jürgens). Die Fragebögen befassten sich mit dem Thema «Verkehrs- und risikobezogene Einstellungen von jungen Menschen im Übergang in die Automobilität.»
Bei der Diskussion mit den rund 20 Jugendlichen wurde deutlich, wie wichtig der Führerscheinerwerb für die Altersgruppe der Fast-17-Jährigen ist:
Alle wollen den Führerschein machen, mindestens die Hälfte will auch das Begleitete Fahren ab 17 nutzen.
«Wir haben die ersten Befragungen in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen mit Jugendlichen im Alter von 14, 15 und 16 Jahren gestartet, dieselben Kinder und Jugendlichen werden dann im Jahresabstand erneut befragt», erklärt Dr. Mienert. «Dieses Forschungsprojekt nennen wir ‹LA WIDA› (‹Längsschnittliche Wege in die Automobilität›). Wir wollen herausfinden, mit welchen Einstellungen die Jugendlichen in die Automobilität hineinwachsen.»
«Als Ursache für die hohe Unfallgefährdung Heranwachsender treffen das sogenannte Anfänger- und das Jugendlichkeitsrisiko aufeinander. Neben der besonderen Lernsituation von Fahranfängern werden somit, spezifisch bei Jugendlichen, bewusst risikoreiche Verkehrssituationen aufgesucht bzw. in Kauf genommen», erklärt Dr. Mienert.
Im Juni reisten junge Autofahrer zum Nürburgring. Denn als besonderen Anreiz zum Mitmachen bei der Aktion «Jung fährt sicher 2.11» hatte die KÜS 25 Plätze für ein Fahrsicherheitstraining verlost. Neben drei erfahrenen Instruktoren stand den Gewinnern ein ganz besonderer Experte mit Rat und Tat zur Seite: Rennfahrer Timo Bernhard, 24h-Rennen-Sieger am Nürburgring, Le-Mans-Sieger und ADAC-Motorsportler des Jahres 2010, hatte als Instruktor wertvolle Tipps parat. «Wir wollten die Gewinner bei den Übungen über gefährliche Fahrsituationen aufklären. Außerdem wollten wir ihnen demonstrieren, wie sie ein Auto auch dann noch beherrschen können, wenn es einmal kritisch wird», so KÜS-Bundesgeschäftsführer Peter Schuler.
Damit auch der Spaß nicht zu kurz kam, hatte die KÜS zusätzlich ein attraktives Rahmenprogramm organisiert. Neben einer Mitfahrt bei Timo Bernhard im straßenzugelassenen Manthey-Porsche 911 GT3 M480 auf dem Terrain des Fahrsicherheitszentrums stand ein Besuch in den heiligen Hallen von Manthey-Racing in Meuspath auf dem Terminplan. Eine Führung durch die Boxenanlage des Nürburgrings rundete den Tag ab.