Wir sind auf Hiddensee, jener Insel, die komplett vom privaten Autoverkehr befreit ist – genauÂso liest man es auch auf der offiziellen Internetseite.
Diese Besonderheit wirkt sich auch auf die Arbeitsweise von Ute Laux aus. Früh, wenn es hell wird und Stille über der Insel liegt, geht sie spazieren, sucht mit den Augen den Strand ab, folgt der welligen Form der Hügel, die hinauf zum Dornbusch mit dem Leuchtturm führen. Zu Beginn des Sommers konnten sie und ein befreundeter Maler die Räume für ihre Bilder, Drucke und Skulpturen anmieten. Die Landschaft fasziniert sie, wo jeder Weg zum Meer führt. Das Meer zeigt jeden Tag eine andere Stimmung, manchmal wechselt das Schauspiel in wenigen Stunden. Der Wind dreht schnell und peitscht dann das Wasser ans Ufer. Hiddensee liegt wie ein Bollwerk westlich vor Rügen. «Diese Stärke der Natur möchte ich mit Farben festhalten», sagt Ute Laux. Als ihr Hauptmotiv nennt sie freilich ein weiteres: «Bewegung ist mir sehr wichtig. Den ‚Lebenstanz‘, den wir alle vollführen, dessen Intensität und Schönheit male ich», erklärt die Künstlerin und verschweigt auch nicht, dass diese Haltung einen ernsten persönlichen Hintergrund hat: «Seit meiner Reanimierung vor über zwanzig Jahren ist mir das tägliche Glück des Lebens zutiefst bewusst.»
Das Motiv des Tanzes verbindet die 46-Jährige mit einer anderen Künstlerin, die sich von der Schönheit Hiddensees inspirieren ließ. Die Ausdruckstänzerin Gret Palucca verbrachte seit den späten 1940er-Jahren ihre Sommer auf der Insel, kaufte ein Haus, genoss die Einsamkeit ebenso wie die Gespräche mit Inselbewohnern und Zugezogenen. Ute Laux war begeistert von den Tanzfiguren der Palucca, die sie auf Fotos und in Filmaufnahmen studierte.
In Erinnerung an ihre große, verehrte Lehrerin Palucca, die 1993 verstarb und hier auf dem kleinen Friedhof in Kloster ihre letzte Ruhe fand, kommen seit 1997 junge Tänzerinnen und Tänzer für eine Tanzwoche auf Hiddensee zusammen. Für Akteure wie Zuschauer ist es ein flüchtiges, poetisches Fest zwischen Körper und Natur, Traum und Wirklichkeit.
Nicht selten beobachtet Ute Laux in ihrem Atelier, wie Besucher zur Ruhe finden, während sie im blauen Overall arbeitet. Tagesbesucher entdecken die Galerie eher zufällig. Oder sie sind neugierig, weil sie wissen, dass das «söte Länneken» wie Hiddensee gerne genannt wird, seit dem späten 19. Jahrhundert ein Ort für Schriftsteller, Maler und Lebenskünstler war. Mancher Besucher würde im Großstadtgewühl vielleicht nicht auf die Idee kommen, in eine Galerie zu gehen. Hier, auf der von Ruhe geprägten Insel, ergibt es sich dann fast von selbst.
Weitere Informationen:
www.seebad-hiddensee.de