Mit dem Hundeschlitten in Finnland


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Zu den beeindruckenden Wintererlebnissen in der Einsamkeit Nordostfinnlands gehören Touren mit Hundeschlitten. Durch die friedliche Winterwelt zu gleiten und nichts als das Trappeln der Husky-Pfoten zu hören, fühlt sich an wie ein Abenteuer der besonderen Art.

 

Schon in den Nachmittagsstunden hat sich Dunkelheit über das kleine Hüttendorf Saija inmitten der weiten Schneelandschaft Lapplands gelegt. Frei übersetzt bedeutet Saija »Ort der Stille«, das ist nicht übertrieben. Zwischen verschneiten Bäumen kauern die hölzernen Gästehäuschen der Lodge. Am gegenüberliegenden Haupthaus haben sich dicke Eiszapfen gebildet, die wie Stalaktiten vom Dach hängen. Im Inneren verbreitet knisterndes Kaminfeuer behagliche Wärme.
Auf den Tischen des Esszimmers stehen dampfende Schüsseln mit herzhafter Trockenfleischsuppe. Dazu gibt es hausgemachtes Fladenbrot.
Nach dem Essen erzählt Hausherr Asko, wie er seine Lodge in der nordfinnischen Einsamkeit am Jokijärvi See, knapp 200 Kilometer südlich vom Polarkreis entfernt, vor 30 Jahren aufgebaut hat. 100 Kilometer weiter östlich beginnt schon Russland. Mit Motorschlitten und Schlittenhunde-Gespannen streift man hier durch die unendlichen Weiten der arktischen Föhren- und Fichtenwälder.
Dann wird es Zeit, den Routenplan für den nächsten Tag zu besprechen. Zum Einstieg soll unsere Tour durch die romantisch verschneiten Wälder und über zugefrorene Seen nicht weiter als dreißig Kilometer reichen.
Ausgestattet mit Thermoanzügen, Fellmützen, Wärme speichernden Stiefeln und dicken Handschuhen geht es am nächsten Morgen zum Husky-Gehege. Energiegeladen stehen die Hunde schon bereit. Während Musher Yare eine kurze Einführung gibt, können sich die Huskies kaum noch zügeln. Auf Kommando geht es los. Mit wildem Getöse heben die Kraftpakete ab und schießen in den grauen, kalten Wintermorgen. Wenn es zu schnell wird, hatte uns der Musher mit auf den Weg gegeben, sollen wir uns mit beiden Beinen fest auf das Zackenblech stellen. Breitbeinig und leicht verkrampft auf den Kufen stehend, müssen wir zunächst unseren Rhythmus für die Fortbewegung durch Pfoten-Antrieb finden. Selbst in ansteigendem Gelände verlieren die Rudel, die je zu fünft einen Kiefernholzschlitten ziehen, nicht an Tempo. Nachdem die ersten Kurven überstanden sind und wir beschaulich über die weite Ebene des zugefrorenen Sees gleiten, lockern sich die Muskeln. Jetzt sind die Sinne offen für die weite, friedliche Landschaft.


Plötzlich wird die Stille durch laute Motorengeräusche durchbrochen. Asko folgt uns auf seinem Motorschlitten, den er mit der Verpflegung für die Mittagspause am Lagerfeuer beladen hat. Nach wenigen Kilometern erreichen wir eine kleine Schutzhütte. Über offenem Feuer vor der Hütte brodelt ein Kessel mit Lachssuppe, während wir uns vorab einen herzhaften Rentierschinken schmecken lassen und dabei erste Erfahrungen austauschen. Hinter der Hütte lagernd, warten die Hunde darauf, im glitzernden Schnee der Mittagssonne wieder durchzustarten. Sicher auf den Kufen stehend, lauschen wir tiefenentspannt dem Trappeln der Hundepfoten. Da heizt plötzlich eine dick vermummte Schneemobilgruppe vorbei. Im ersten Moment fühlt es sich wie eine Hetzjagd in einem arktischen Thriller an. Aber Yare klärt auf: Mit 60 Stundenkilometern über die zugefrorenen Seen zu preschen, sei ein äußerst beliebtes Freizeitvergnügen hier im finnischen Nordosten.
Immerhin wurde der mit Propeller betriebene Vorläufer der heutigen Motorschlitten vor über hundert Jahren im nahe gelegenen Russland entwickelt. Knapp 20 Jahre später baute Joseph-Armand Bombardier das erste moderne Schneemobil, das er als Ski-dog auf den Markt brachte. Die Reminiszenz an die Hunde, die der neue Schlitten mit Motorantrieb in den Schatten gestellt hatte, war allerdings nur von kurzer Dauer. Der Ski-dog fiel einem simplen Schreibfehler zum Opfer und wurde durch Skidoo ersetzt.

Über offenem Feuer brodelt ein Kessel mit Lachssuppe,
während wir uns vorab einen herzhaften Rentierschinken schmecken lassen.

Ob es mit Pfoten- oder Pferdestärken durch die winterlichen Weiten der Region Kuusamo an der russischen Grenze geht, die Kraft des jeweiligen Antriebs ist in jedem Fall beeindruckend. Kontrastprogramm zur Geschwindigkeit ist die stoische Langsamkeit beim Eisangeln. Jeder Finne lernt das winterliche Angeln bereits als Kind. An klirrend kalten und sonnigen Wintertagen geht es hinaus aufs Eis, ausgestattet mit Eisbohrer, Angelzubehör, Höckerchen und Verpflegung, aber ohne Angelschein: Beim Eisangeln herrscht »Jedermannsrecht«. Ist dann ein Eisloch gebohrt und der Angelhaken unter Wasser, beginnt das geduldige Warten. Es kann dauern, bis sich etwas bewegt. Eine Runde Eisangeln ist wie eine Meditation. Einen Fisch dabei zu fangen, ist nur ein Bonus für das Tun, nicht aber sein Sinn.

www.visitfinland.com

 

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