Neunjähriger erfindet Brille gegen Rot-Grün-Sehschwäche


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Gut, dass Rot bei einer Ampel hierzulande immer oben ist – und Grün entsprechend unten. Sonst hätten Millionen Deutsche ein Problem: Sie leiden unter einer Rot-Grün-Sehschwäche oder gar -Blindheit. Beide Farben sehen für sie gleich aus. Nämlich grau. Dazu gehört auch der heute 14-jährige Silas Ostertun aus Wedel bei Hamburg. Bereits mit neun Jahren suchte er nach einer Lösung für sein kleines Handicap und erfand eine Brille gegen Rot-Grün-Sehschwäche. 

Kinder können grausam sein, und so wurde Silas ausgelacht, wenn er etwas falsch malte. Und selbst seine frühere Lehrerin hielt sich kaum zurück, wenn er ein Pferd grün statt braun anmalte. „Die war überhaupt nicht nett“, meint Silas heute noch genervt. Denn durch einen Gendefekt sieht für ihn nun mal rot wie rosa und grün wie braun aus. Der Junge begann zu tüfteln. Er hielt sich zunächst einen Fächer aus verschiedenfarbigen transparenten Plastikteilen vors Auge und stellte fest, dass sich die Farben veränderten. Die Idee war geboren: Damit müsste man doch eine Spezialbrille bauen können.

Daraufhin kaufte er sich Folien in den Farben Rot, Gelb, Blau, Grün, Lila, Orange und Rosa. „Außerdem habe ich mir beim Optiker eine Brille ohne Schärfe gekauft“, erzählt Silas. Die Folien passend zurechtgeschnitten und mit Klebeband auf die Brille geklebt. Dann druckte sich der junge Tüftler Rot-grün-Testbilder aus dem Internet aus und begann seine Versuchsreihe. Der »Gewinner« war Rosa. Damit konnte er die Zahlen aller sechs recht unterschiedlichen Testbilder erkennen.

Silas forschte weiter. Er wollte wissen, mit welcher Folienfarbe er Farben besser unterscheiden und benennen kann. Sein Vater baute ihm eine Lampe mit einem runden, einfarbigen Licht, deren Farbe man einstellen kann. Also eine Art Ampel, weshalb ihn Silas auch Ampeltest nannte. Das Ergebnis: Mit Rosa konnte der Schüler die Farben gut unterscheiden, aber mit Gelb am besten. 

Das setzte Silas in seiner Spezialbrille um, indem er auf die obere Hälfte der Gläser eine gelbe Folie klebte und auf die untere eine rosafarbige. 

Für den Wettbewerb »Jugend forscht«, den er anschließend in seiner Kategorie gewann, befragte Silas Ostertun Passanten in einem Einkaufszentrum nach einer möglichen Rot-Grün-Schwäche und ließ sie dann die Brille ausprobieren. Vier »Leidensgenossen« taten dies und das Ergebnis war eindeutig: Alle fanden die Idee gut, waren der Ansicht, dass die Brille hilft und würden sie auch weiterempfehlen und kaufen.

Für seine Erfindung
hat Silas einen Sonderpreis
der Christoffel Blindenmission bekommen. 

Vom Preisgeld wollte er sich eine Zwei-Farben-Brille mit durchgefärbten Gläsern kaufen. Der Optiker aus Lübeck, der dies umsetzen sollte, war so beeindruckt, dass er für Silas diese innovative Sehhilfe kostenlos angefertigt hat.

Der Schüler des Johann-Rist-Gymnasiums in Wedel, dessen Lieblingsfächer Chemie und Physik sind, hat noch weitere Ziele: „Leider kann man mit meiner Brille noch nicht die Farben richtig sehen. Das würde ich auch gerne noch hinbekommen.“ Bei soviel jugendlichem Forscherdrang wird ihm das sicher auch noch gelingen. Irgendwann wird man vielleicht auch die Brille ganz normal kaufen können. Dann müssen sich Menschen mit Rot-Grün-Schwäche an der Ampel nicht mehr darauf verlassen, dass rot wirklich oben ist. 

Fotos Privat

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