„Find Your Car“ heißt das System, das vor drei Jahren als Weltpremiere im „Santa Monica Place“ montiert wurde. Dafür hat der Parkhausbetreiber sein Gebäude mit hunderten von Kameras ausgestattet, die an der Decke über den Fahrspuren montiert sind: Ein Videoauge für zwei Parkplätze, dazu noch die Überwachung von Eingang und Auffahrten – da kommt einiges an Elektronik zusammen. Kein Wunder, dass die Ausrüstung nach Angaben der Betreiber einen hohen sechsstelligen Dollarbetrag verschlungen hat.
Dabei geht es freilich nicht allein um den Kampf gegen das Vergessen: „Find Your Car ist zwar buchstäblich ein smartes Feature, aber natürlich nicht der zentrale Focus der Hightech-Ausstattung“, erläutert Jonathan Chin vom Systemlieferanten Park Assist in New York. Ihm geht es vor allem um ein möglichst effizientes Parkraum-Management: Weil der zentrale Rechner jeden Platz, ob frei oder besetzt, kennt, können die Gäste frühzeitig geleitet werden: Nicht nur an der Einfahrt, sondern an beinahe jeder Abzweigung wird die Zahl der jeweils verfügbaren Stellplätze angezeigt, und an der Decke über den Parkreihen sieht man bunte Lichter. „Rot“ heißt voll, „grün“ frei und „blau“ zum Beispiel einen Stellplatz für Behinderte.
Das reduziert den Suchverkehr im Parkhaus, erhöht die Auslastung um bis zu zehn Prozent und kann Lärm, Emissionen und Spritverbrauch mehr als halbieren, rechnet Chin vor. Außerdem steigen die Kundenzufriedenheit und mit ihr die Umsätze des Parkhausbetreibers. „Natürlich ist das nicht neu“, räumt der Produktmanager ein. Und im Grunde braucht man dafür auch keine Kameras, sondern kann das auch mit den gleichen Sensoren überwachen, wie sie die Autoindustrie für ihre Parkpiepser benutzt. Doch das ist den Amerikanern zu unpräzise. „Denn es ist nichts frustrierender, als einem freien Parkplatz hinterher zu jagen, der am Ende doch besetzt ist“, sagt Chin.
Und wenn schon Kameras zum Einsatz kommen, dann kann man diese Informationen auch für Zusatzfunktionen nutzen, argumentiert der Produktmanager. Für variable Preismodelle zum Beispiel. Stammkunden, die man anhand des Kennzeichens ja erkennen könnte, müssten dann weniger bezahlen. Oder man bekomme einen Bonus, wenn man einen der entfernteren Parkplätze benutze bzw. zahle mehr, wenn man nahe am Ausgang stehen wolle. „All das kann man entsprechend programmieren, wenn man genau weiß, welches Auto auf welchem Platz steht“, erläutert Chin.
Doch Chin hat ein physikalisches Problem, wenn es etwa bei großen Parkplätzen oder auf der obersten Etage eines Parkhauses keine Decken gibt, an denen seine Company die Kameras befestigen kann. Und er hat ein ethisches Problem, weil sicher nicht jeder davon begeistert ist, wenn sein Kennzeichen gefilmt und sein Standort gespeichert wird – vielen Dank noch mal an die Jungs von der NSA. Aber Park Assist lässt sich davon nicht beirren. Auf Freiflächen installieren sie zumindest an Zufahrten und wichtigen Wegpunkten so viele Kameras, dass man den Standort halbwegs genau bestimmen kann. Und für den Datenschutz predigen sie das hohe Lied der Verschlüsselung. Niemand anderes komme an die Daten. Und damit neugierige Passanten, skeptische Chefs oder eifersüchtige Lebenspartner niemanden allein über das Kennzeichen seines Wagens verfolgen können, ist die Zahl der Abfragen pro Auto limitiert: „So verhindern wir, dass man anderen mit Find Your Car hinterher spionieren kann. Schließlich soll das kein Überwachungsinstrument sein „sondern einfach ein Service für vergessliche Kunden.“
Typisch Amerika? Nicht unbedingt: Denn das sogenannte M3-System und mit ihm die Kameras und die Autosuche ist ein Exportschlager, der so langsam auch Europa erreicht. In Delft und in London sind bereits Anlagen mit den Kameras ausgestattet und in ein paar Wochen wird in Berlin das erste Parkhaus mit der neuen Technik eröffnet. Dann wird man ja sehen, welcher Nation man im Kampf gegen das Vergessen mehr helfen muss.