Richy Müller und sein »Tatort«-Porsche


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Richy Müller hat viele Rollen gespielt, im Kino, im Fernsehen, auf der Bühne. Aber wahrscheinlich ist ihm in 40 Jahren Karriere keine so auf den Leib geschnitten worden wie jene des TV-Cops Thorsten Lannert im ARD-Tatort aus Stuttgart. Die Rolle spielt Müller seit 2008, sie markiert quasi die zweite Halbzeit seiner Karriere. Und sie wäre wahrscheinlich nicht so populär, hätte man dem Kommissar nicht einen 75er-Porsche als Dienstwagen verpasst.

Ein Kommissar dieser Kult-Serie zu sein, sagt Richy Müller, sei schon was Besonderes. Insofern blieb ihm keine andere Wahl, als den Job anzunehmen, allerdings unter einer Bedingung. Die Filmfigur Lannert müsse einen Sportwagen fahren, und da käme eigentlich nur ein Porsche 911 in Frage. Ein schokoladenbrauner Targa 911 S, Baujahr 1975 war es schließlich.
Quasi mit einem (zwei Jahre jüngeren) Double seines Filmautos führt uns Richy Müller durch den bayerischen Wald. Ein Freund hatte den Klassiker für Müller in Kalifornien aufgespürt. Er sei seitdem praktisch immer im Dienst, wenn er ihn ausführt, normalerweise nur an schönen Tagen. Oft käme es vor, dass Leute ihm an den Versen hängen, nur um festzustellen, ob er es tatsächlich sei, der Kommissar höchstpersönlich. „Du glaubst gar
nicht, wie bekannt das Auto ist“, sagt Müller mit seinem bekannten Lächeln und lässt es mit seinem Porsche ordentlich laufen.
In seinen frühen Filmerfolgen gab Richy Müller häufig den raubeinigen Macho. Mit Anfang 23, unter dem Vornamen Hans-Jürgen, ergatterte er die Hauptrolle in dem TV-Dreiteiler: »Die große Flatter«. Es ist die Geschichte vom aufsässigen Richy, der von einer Rockstar-Karriere träumt, Müllers Durchbruch. Ein Film, der sein Image lange prägen sollte. 15 Jahre habe er gebraucht, um dieses Rollenklischee wieder loszuwerden. Das sei ihm gelungen, der Name ist geblieben. Aus dem Filmnamen wurde ein Künstlername. „Du musst dir vorstellen, 27 Millionen Zuschauer bei 68 Millionen Einwohnern. Das war damals die Einschaltquote. Ich war fortan nur noch der Richy, wie sollte ich mich da wehren?“
Den Nonkonformisten hat Müller immer gerne gegeben, nicht nur als Schauspieler, auch im echten Leben. Eigentlich wäre er viel lieber Rennfahrer geworden, verrät er, seine zweite große Leidenschaft. 1997 tritt er im Porsche Supercup an, im Rahmen der Formel 1.
Und bis heute mischt er im Carrera Cup mit, als Spätberufener unter den Jüngeren. Nur logisch, dass im »Tatort« niemand außer ihm ans Porsche-Lenkrad darf. Das liege ihm halt im Blut, die Stunt-Szenen sowieso. Autofahren sei seine große Leidenschaft, es helfe ihm, sich frei zu fühlen, unabhängig zu sein.
Richy Müller teilt seine Leidenschaft gerne mit anderen und es kommt nicht selten vor, dass Leute ihn und seinen Porsche erspähen, im Glauben, hier fände gerade ein Tatort-Dreh statt. Auf unserer gemeinsamen Ausfahrt werden wir prompt von einer Motorrad-Gruppe aus Norddeutschland gestoppt. Die hatten Richy rausgewunken.
Den Spaß macht der 66-jährige Schauspieler gerne mit. Das Bad in der Menge tut ihm sichtlich gut.
Der Tatort sei perfekt für einen Schauspieler, der inzwischen im Rentenalter ist, meint er noch. Zwei Filme pro Jahr, gute Drehbücher, das reiche ihm. Und wie lange will er den Kommissar noch spielen? „Solange der Targa läuft, laufe ich auch“, ist seine Antwort. Wieder mit dem für ihn typischen verschmitzten Lächeln.

Fotos Thorsten Link, Archivfotos

 

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