Joachim Zok schwitzt und schimpft, und das aus gutem Grund. Heute hat er mal wieder einen Knochenjob. Er ist Mechaniker im Team von Opel Classic, trägt die Verantwortung für den »Lutzmann« und steht deshalb jetzt an der großen Kurbel, mit der er den liegenden Einzylinder im Heck des grünen Greises zum Leben zu erwecken versucht. Diesen Kraftakt muss der eher zierliche Schrauber in diesem Jahr überdurchschnittlich oft zelebrieren. Schließlich feiert Opel 2019 den 120. Geburtstag des Automobilbaus und der Lutzmann spielt dabei die Hauptrolle. Denn dieser filigrane Motorwagen war es, mit dem die Geschichte 1899 begonnen hat.
1899 Opel Patentmotorwagen „System Lutzmann“ Zwar wurde in Rüsselsheim schon davor reichlich geschuftet und mobil gemacht, war Opel damals doch ein großer Hersteller von Nähmaschinen und Fahrrädern. Doch haben die Gebrüder Fritz und Wilhelm Opel früh erkannt, dass die Zukunft dem Automobil gehört und deshalb am 21. Januar 1899 für 116.678 Mark die »Anhaltinische Motorwagenfabrik« des Dessauers Friedrich Lutzmann gekauft. Der war seit 1891 Hofschlossermeister des Großherzogs von Sachsen-Anhalt, hat auf der Internationalen Automobilausstellung von…
Der Begriff Zeitenwende wird allzu gern und allzu oft gebraucht. Doch wenn er jemals seine Berechtigung hatte, dann 1989. Es ist das Jahr, in dem der Eiserne Vorhang fällt und sich ein Ende des Kalten Krieges abzeichnet. Und es ist das Jahr, in dem die beiden führenden deutschen Premiumhersteller alle Register ziehen, um das technisch Machbare im Automobilbau zu demonstrieren.
Mercedes überrascht mit dem ersten Paukenschlag. Knisternde Spannung liegt im März über dem Genfer Salon, als die Schwaben den Nachfolger des schon seit 1971 gebauten SL-Roadsters der Baureihe R 107 präsentieren. In seiner Euphorie verliert so mancher Journalist die kritische Distanz: „Der R 129 lässt keinen kalt. Sein bulliges, breites, auf deutschen Straßen noch weithin unbekanntes Äußeres verursacht auf Autobahnen Beinahe-Unfälle am laufenden Band durch leichtfertiges Kopfverdrehen, an Tankstellen und auf Parkplätzen Volksaufläufe und bei…
Ferdinand Alexander Porsche (1935-2012) war offenbar ein pragmatischer Mann. Nicht nur, dass der Vater der legendären 911-Silhouette nach der Entscheidung für den Rückzug der Familie aus dem operativen Porsche-Geschäft Anfang der 1970er kurzerhand sein eigenes Designstudio eröffnete. Obwohl ganz und gar ein Petrolhead, war ihm auch sehr schnell die Fahrerei zu viel. Warum also in Stuttgart bleiben und arbeiten, wenn er sein Zeichenbrett auch in Zell am See aufstellen kann, fragte sich Porsche und verlegte nur zwei Jahre nach der Gründung von
F. A. Porsche seinen Sitz dorthin, wo die Familien Porsche und Piëch seit dem zweiten Weltkrieg ihre Wurzeln haben. In Sichtweite des legendären Schüttgutes, des zum Familiensitz aufgerüsteten Bauernhofes, siedelte er 1974 sein Studio an und brach so mit einem weit verbreiteten Vorurteil über Designer.
Ein bisschen Abstand zum Auto kann bei ihrem Geschäft auch nicht schaden. Das Gros der Arbeit entfällt auf andere Produkte: „Wir machen alles von medizinischen Geräten über Accessoires bis hin zu Yachten“, sagt Hausherr Roland Heiler und lässt den Blick über ein Regal schweifen, in dem man neben dutzenden Sonnenbrillen oder Tabakpfeifen sogar Bohrmaschinen im Porsche-Design findet. Und wenn er durch den Ort läuft, dann sieht er sogar eine Seilbahn im Porsche-Design. „Das ist das…