Schwaben: Land der »Tüftler und Erfinder«


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Der deutsche Südwesten ist die Heimat zahlreicher Unternehmen von Weltruf. Dennoch gelten die Schwaben als spießbürgerlich und sparsam. Ein Mythos oder das Markenzeichen?

Finanzminister Wolfgang Schäuble – ein Schwabe – verkündete: Als arbeitsam und ordnungsliebend gelten die Schwaben. Sie putzen, was das Zeug hält und trennen gewissenhaft ihren Müll. Nach Einbruch der Dunkelheit werden die Bürgersteige hochgeklappt. „Wir kennen die Vorurteile“, sagt Viktoria Waltl lächelnd. „Aber wir sind einfach zu erfolgreich, um uns darüber zu ärgern“, so die Stuttgarter Stadtführerin. In der blitzblanken Markthalle mahnen angebrachte Zettel mit aufgemaltem Schrubber und Putzeimer zum Saubermachen. Dabei wurde die Kehrwoche längst als Verordnung abgeschafft. „Wir halten eben gern an Bewährtem fest“, betont Viktoria Waltl.

Auch Gottlieb Daimler hätte sich nicht träumen lassen, dass der Dreizackstern, der sein Bemühen um universelle Motorisierung „zu Lande, zu Wasser und in der Luft“ symbolisieren sollte, einmal Weltruhm erlangen würde. Im beschaulichen Gartenhaus im heutigen Bad Cannstatter Kurpark, wo der Tüftler 1883 seinen Universalmotor zum Laufen brachte, schwingt sich der Daimler-Mitarbeiter Dietmar Gustke auf den sogenannten Reitwagen. Für mehr als eine Kurzstrecke sei das eigenwillige Gefährt
nicht geeignet gewesen. „Man saß genau über dem Motor und Auspuff“, so Gustke. „Nach kurzer Zeit wird es mächtig heiß unter dem Hintern“, grinst er. Wenige Jahre später erfand Robert Bosch den Niederspannungs-Magnetzünder.

In jedem Winkel der Welt, wo Motorsägen zum Einsatz kommen, taucht der Name des Stuttgarter Tüftlers Andreas Stihl auf. Mit dem Dampfstrahler, den der Schwabe Alfred Kärcher einst erfunden hat, fing alles an. Heute ist das Familienunternehmen aus dem Schwabenland weltweit führend. Auch Louis Leitz war ein ordnungsliebender Schwabe und erfand deshalb den Aktenordner, der noch heute als der „Leitz“ in zahlreichen Büros seinen festen Platz hat.

Mit ihren zweckmäßigen Erfindungen haben sich die einst bettelarmen Schwaben ihren Alltag erleichtert.

Oder versüßt, wie Unternehmerin Clara Ritter, die in ihrer Schokoladen- und Zuckerwarenfabrik eine Tafel, die in jede Jackentasche passte, entwickelte.

Wie sind sie also die Schwaben, genial oder geizig und bieder? In der großen Landesausstellung des Württemberger Landesmuseums in Stuttgart „Die Schwaben.
Zwischen Mythos und Marke“ (bis 23. April) sind alle versammelt, von den Ikonen der Erfinder und den unermüdlichen Tüftlern für Alltagstaugliches über Dichter und Sportgrößen bis hin zu den tölpelhaften „Sieben Schwaben“ als krasser Widerspruch zu den genialen Erfinder

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