Smudo – Rennfahrer mit Stimmgewalt


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Michael B. Schmidt, besser bekannt als «Smudo», gilt mit seinen drei Sanges-Freunden als Gründer der deutschen Rap-Szene. Neben seiner Stimmgewalt hat der 43-Jährige aber noch andere Qualitäten: Im Laufe der Jahre hat er sich zum ernstzunehmenden Rennfahrer gemausert.

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Gesungen hat Smudo schon immer, ein gesteigertes Interesse an Autos hatte er eigentlich nie. Hingegen fand er es schon von klein auf spannend, mit Computerspielen und Spielkonsolen seine Zeit zu verbringen. Auf diesem Weg fand er auch langsam den Einstieg in die Rennszene. «Ich hatte das seinerzeit legendäre PC-Spiel ‘GP Legends’, das extrem realistisch war und ausschließlich mit Lenkrad und Pedalerie gespielt werden konnte. Am Anfang war ich total schlecht, weil ich ständig im Kiesbett stand oder in der Leitplanke steckte. In der Bedienungsanleitung fand ich Hinweise zu Sekundärliteratur. Unter anderem ein Buch zum Thema Ideallinie und Fahren am Grenzbereich», erklärt Smudo im Gespräch. Die erwähnte Fahranleitung von Caroll Smith «Drive To Win» besorgte er sich und ackerte sie durch. Schnell merkte er, dass die Rundenzeiten am PC fielen, dass er deutlich seltener neben der Strecke landete und, dass er in der Lage war, seine virtuellen Gegner zu schlagen. Die Teilnahme an einem «Promi-Kartrennen» änderte dann alles: Der virtuelle Racer Smudo entdeckt, dass er die PC-Erfahrung im echten Leben umsetzen kann. Über mehrere Ausscheidungsläufe schafft er den Sprung ins Finale und fährt bis zwei Runden vorm Ziel auf Platz zwei liegend hinter dem Führenden. «Ich schaute mir seinen Fahrstil an, analysierte, wo er seine Schwächen hatte. Am Ende der vorletzten Runde überholte ich den Führenden, musste aber Position eins hart verteidigen. Damit hatte ich mein erstes Rennen und meinen ersten Pokal gewonnen.» Mit dem Sieg kam der Geschmack nach mehr, kurz entschlossen buchte er sich bei einem Formel-Renault-Lehrgang ein und begann zu lernen, wie ein Rennauto auf der Strecke funktioniert.

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Smudo beim 24h-Rennen auf dem Nürburgring mit einem Scirocco. Statt auf fossile Brennstoffe setzt Smudo auf Raps.

«Ich will nie der rennende Pausen-Clown sein.»

Sein Sieg auf der Kartbahn blieb nicht «ungehört» und schon bald wurde Smudo eingeladen, an einem echten Autorennen teilzunehmen. «Nachdem ich die Lizenz in der Tasche hatte, fuhr ich ein Jahr im New-Beetle-Cup. Danach lockte die Langstreckenmeisterschaft auf dem Nürburgring mit dem Ziel, am legendären 24-h-Rennen teilzunehmen. Also bestritt ich drei Langstreckenrennen über vier Stunden und hatte damit die Startberechtigung fürs 24h-Rennen. Direkt beim ersten Rennen zweimal rund um die Uhr konnte ich mit drei weiteren Fahrerkollegen den berühmten «Sack» zumachen und den ersten Klassensieg einfahren», beschreibt der Rapper seinen Rennfahrer-Werdegang. Das Siegerfahrzeug war damals ein Lotus Elise. Im Vergleich zum Beetle-Cup ist die Langstreckenmeisterschaft auf dem Nürburgring ein wahres Haifischbecken: Auf der berüchtigten Nordschleife und der Kurzanbindung des GP-Kurs starten pro Rennen bis zu 230 Fahrzeuge mit bis zu 500 PS Leistungsunterschied. Thomas von Löwis übernahm für Smudo das Management – rappen, racen und Familie waren selbst für den stress-erprobten Wahl-Hamburger zu viel. Und Motorsport sollte ohne Stress sein Hobby bleiben.

Im Jahr eins nach dem Klassensieg beim 24h-Rennen wollten Smudo und Thomas von Löwis mehr in der Langstreckenmeisterschaft erreichen und starteten bei fast allen Rennen auf der Nordschleife mit einem umgebauten New Beetle. Statt wie im Cup mit Benzinmotor, hatte Löwis dem «Käfer» ein Dieseltriebwerk implantiert, das ausschließlich mit Biodiesel beschickt wurde. Smudo ein Öko-Racer? «Nein, ganz und gar nicht. Wollpullover und Jesus-Latschen liegen mir nicht. Reizvoll war für mich das Außergewöhnliche. So außergewöhnlich wie unsere Musik sollten auch mein Renngerät und die Rennstrecke sein», erklärt Smudo seine Käfer-Ambitionen. 2003 hat der Rapper eine Rennheimat gefunden und geht nun mit Löwis an den Start zum 24h-Rennen. Im Laufe des Jahres folgen weitere Starts in der Eifel und die Fusion zwischen Beetle und Diesel beginnt zu funktionieren, so dass das Duo auch 2004 mit dem Auto in der VLN startete. Erste Achtungserfolge ließen nicht lange auf sich warten und so fährt das Team rund um Thomas von Löwis ein ums andere Mal in die Spitzengruppe der Klasse SP10, die Klasse der alternativen Antriebe. In dieser Zeit erringt Smudo auch zwei Klassensiege, für ihn besonders wichtig: «Funktioniert ein solch einzigartiges Konzept auf einer einzigartigen Rennstrecke, erhält man als Promi schnell Lob und Anerkennung. Geht das Konzept schief, hat man als Promi schnell den Versager-Stempel auf der Stirn, der sich so schnell nicht wieder abwaschen lässt – gerade im Rennsport. Außerdem wollte ich nie der Hampelmann der Rennstrecke sein, da gab es vor mir genügend andere, die sich im Rennoverall zum Gespött gemacht haben. Ich wollte und will ernsthaften und außergewöhnlichen Rennsport betreiben – mit Spaß, aber dennoch ernsthaft.»

Mégane ist erstes richtiges Rennauto

Die New-Beetle-Zeit endet 2005 – dann beginnen Thomas von Löwis und Smudo das nächste, ehrgeizige Projekt. Herhalten muss diesmal ein Ford Mustang, dem ein Biodiesel-Aggregat implantiert wird. Das Team, das sich über Jahre die Achtung der Wettbewerber und der Zuschauer verdient hatte, musste fortan Rückschlag um Rückschlag in Kauf nehmen. Der Mustang, angetrieben von umweltfreundlichem Biodiesel, kam nicht recht ans Laufen. Smudo: «Das Auto gibt es nicht als Rennwagen, so dass es immer wieder Rückschläge durch strauchelnde Technik gab. Ford selbst konnte uns nicht helfen und so musste das Gros sämtlicher Teile in aufwendiger Handarbeit angefertigt werden. Immer wenn wir glaubten, jetzt läuft der Mustang, ging wieder ein Pfennig-Artikel kaputt und das Rennen war für uns beendet.» Lief der Mustang jedoch, lehrte er den Gegnern seiner Klasse das Fürchten – das jedoch leider nie lange anhielt. Nach zwei Jahren und zwischenzeitlich reichlich Häme wanderte der Mustang ins teameigene Museum.

Smudo und von Löwis gaben nicht auf undinvestierten reichlich Energie und Finanzen in das nächste, genauso ungewöhnliche Objekt, einem «Bio Concept Car». Was so ungewöhnlich klingt, präsentierte sich genau so ungewöhnlich. Bei dem Fahrzeug handelte es sich um einen Renault Mégane aus der französischen «Mégane Trophy». Wie gewohnt rüstete das Team den Boliden mit einem neuen Motor aus, der wie die anderen Fahrzeuge des Teams mit Biodiesel betrieben werden sollte. Diesmal schien die Technik mitzuspielen und der 4-Zylinder-Turbo-Diesel-Motor mit zwei Litern Hubraum und knapp 250 PS zeigte sich standhafter als es der Mustang je war. Smudo: «Das Konzept ging auf, auch wenn wir den einen und anderen Ausfall hinnehmen mussten, so konnten wir dennoch beweisen, dass unsere Idee nicht auf tönernen Füßen steht.» Doch auch damit ist jetzt Schluss: Das Team Four Motors rund um von Löwis und Smudo arbeitet mit Hochdruck an einem neuen Projekt, das noch als «geheime Kommandosache» eingestuft ist. «So viel darf ich verraten: Es ist ein deutsches Fahrzeug, das erneut mit Biodiesel betrieben wird», weiß Smudo zu berichten. «Ich freue mich auf die neue Herausforderung, bin gleichzeitig aber auch etwas traurig, denn jetzt, wo der Renault richtig läuft, findet er sich in der Asservatenkammer wieder.»

Adenau statt Monaco, Langstrecke statt Golf

Einen Musiker mit Kultstatus vermutet man in Monaco oder in der Schweiz, bei der Formel 1 oder am Hahnenkamm, auf jeder Showbühne oder auf jedem roten Teppich. Das aber ist nicht Smudo, so sind die Fantastischen Vier nicht. «Ich bin in Offenbach geboren, in Stuttgart aufgewachsen und lebe seit 14 Jahren in Hamburg, wo ich meine Familie gründete. Meine Ausflüge in die Eifel genieße ich sehr – ich mag eigentlich das Beschauliche, das Bier in der Dorfkneipe, das übergroße Schnitzel mit Pommes und Salat zwischen Waldarbeitern, Jägern, Landwirten und echten Rennfahrergrößen wie ‘Striezel’ Stuck.»

Und auch das ist Smudo: «Ich versuche so lange wie möglich mein Hobby mit Sponsoren zu finanzieren. Abgesehen von den Kosten wie Übernachtung, An- und Abreise, Verpflegung, muss alles von den Sponsoren getragen werden.» Leicht, wenn man Smudo heißt und bekannt wie der berühmte «bunte Hund» ist. Der Rapper entkräftet den Promivorteil rasch: «So einfach wie man glaubt, komme auch ich nicht an Sponsoren. Sicherlich habe ich einen gewaltigen Vorteil. Aber es ist kein Fanta-Projekt, sondern ein Smudo-Auto, was in der Sponsorarbeit oft nicht einfach zu vermitteln ist. Außerdem soll der Sponsoren-Mix mit den Bio-Concept-Ideen harmonieren, weil Glaubwürdigkeit für uns essenziell ist.»

Ohne Rennanzug und -wagen sieht sich Smudo als eher durchschnittlicher Autofahrer. Stehen Touren mit der Familie an, greift er auf einen betagten Toyota Land Cruiser zurück, der genügend Platz für alle Reiseutensilien bietet. Für Stadt- und nähere Überlandfahrten nimmt er sich einen VW Golf GTI. Am liebsten fährt er in der Stadt jedoch mit öffentlichen Verkehrsmitteln: «Allein die Suche nach dem Parkplatz kostet in der Großstadt jede Menge Nerven. Dann doch lieber mit Bus oder Bahn.» Längere, geschäftliche Distanzen legt er ebenfalls am liebsten mit der Bahn zurück: «Da kann man so schön abschalten oder sogar noch arbeiten. Wenn’s möglich ist, nehme ich auch zu beruflichen Reisen mein Flugzeug.» Hubschrauber, Rolls-Royce, Yacht und Zweitwohnsitz in Monaco sucht man bei Smudo vergebens – wenn er abhebt, dann nur mit der eigenen Baujahr-78-Propellermaschine vom Typ «Bonanza».

Als bodenständiger «Rapper» hat er auch bescheidene Rennsportziele. «Eine Saison in der Langstreckenmeisterschaft komplett durchfahren, ohne technische Ausfälle, vielleicht den einen oder anderen Klassensieg – dann hätte ich eine Super-Saison hinter mir. Dabei will ich gar keinen Top-Ten-Oberkracher pilotieren, das sollen andere machen, die es besser können. Ich will in der flotten Dieselklasse punkten, Spaß haben und den Fans eine gute Show bieten. Denn dann ist die Rennstrecke meine Bühne.»

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