Todesfalle: Tonnen schwerer Rechtsabbieger


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In Deutschland kam es allein 2015 zu 3.226 Kollisionen zwischen Lkw und Radfahrern. Das belegt eine Studie der Unfallforschung der Versicherer (UDV). Dabei wurden 665 Radfahrer schwer verletzt. 72 Radfahrer starben. In zwei Drittel aller schweren Abbiegeunfälle waren weibliche Radfahrer betroffen. In 40 % aller Fälle Senioren ab 65 Jahren. Also eine Radfahrgruppe, die sogar besonders vorsichtig unterwegs ist.

Das große Problem: Für Kraftfahrer sind Radler, die direkt neben einem Lkw-Führerhaus an der Ampel stehen so gut wie unsichtbar. Die zahlreichen Außenspiegel bilden nur Gegenstände ab, die sich vor dem Lkw oder seitlich hinter dem Anhänger befinden. In dem sogenannten toten Winkel von großen Brummis könnten ganze Schulklassen verschwinden.

Gleichzeitig ist es für den Radfahrer direkt neben einem Laster nahezu unmöglich, Blickkontakt zu dem Fahrer aufzunehmen. Der Lkw-Fahrer sitzt viel zu weit vom rechten Fenster weg. Die hintere Führerhaussäule verdeckt den Innenraum. Im schlimmsten Fall ist das Fenster mit Dekorationen oder Gardinen verhangen. Während des Abbiegens muss der Sattelzugfahrer natürlich auch nach vorne und in die Spiegel nach hinten schauen. Das heißt, er hat nur Sekundenbruchteile die Chance, einen Radler in Bewegung neben sich zu entdecken.

Zum folgenschweren Unfall kommt es dann beim Rechtsabbiegen. Hierfür muss der Nutzfahrzeuglenker seinen 40-Tonner nämlich zunächst nach links lenken, damit er mit seinem bis zu 18 Meter langen Zug um die Rechtskurve kommt. Für ältere oder unerfahrene Radfahrer eine trügerische Situation. Sie denken, dass der Laster geradeaus oder nach links fahren möchte, radeln los und kollidieren dann mit der plötzlich einscherenden Zugmaschine.

Die Folgen sind für Radfahrer verheerend: Häufig kommt es gleich zu mehreren Verletzungen: 1.) Der Radfahrer verletzt sich durch den Anstoß am Bein. 2.) Durch den Fall stürzt er mit dem Kopf auf den Asphalt. Unfallforscher nennen diese Sturzverletzung auch den Sekundäraufprall. 3.) Wenn es ganz schlecht für den Fahrradfahrer läuft, wird er auch noch von den Rädern des Anhängers überrollt.

Derzeit sind unterschiedliche Abbiegeassistenten für Lkw in der Erprobung. Sofern sie sich abschalten lassen und nicht zuverlässig funktionieren, werden auch diese Fahrerassistenzsysteme das Problem der tödlichen Abbiegeunfälle nicht kurzfristig in den Griff bekommen.

Die KÜS rät: Radfahrer sollten sich unbedingt ihrer Verletzlichkeit bewusst sein. Immer auf Blinkzeichen von rechts abbiegenden Nutzfahrzeugen achten, die möglicherweise die Fahrbahn kreuzen könnten. An der Ampel als Radler niemals direkt neben einem Lkw warten. Entweder einige Meter vor dem Brummi oder hinter dem Lkw-Anhänger. Wenn Zweifel bestehen, ob man als Radfahrer vom abbiegenden Lkw-Fahrer gesehen wurde, immer stehen bleiben. Der Verzicht auf die Vorfahrt kann hier Leben retten.

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