„Das ist Volksmusik, aber verschärft!“ sagte Achim Bergmann auf Nachfrage zu mir. Das war zur Frankfurter Buchmesse 1991, am TRIKONT-Stand lief „most“ von Attwenger, gerade frisch erschienen. Ein echter Hinhörer, fand ich, und erwarb die CD direkt vor Ort. Für einen Betrag, der sich im damals noch knappen Student-auf-derZielgeraden-Budget durchaus bemerkbar machte. Egal, das musste sein. Und im Gesicht von TRIKONT-Verleger Bergmann glaubte ich, spontanen Gefallen über meine Freude an der Musik zu erkennen.
Die Geschichte des Münchner Labels ist voller solcher Entdeckungen wie eben Attwenger. Im 50. Jahr seines Bestehens zählt „most“ zu den Verkaufs-Top-Ten der gesamten Zeit. Respekt! Aber zu den Meilensteinen gehört zum Beispiel auch der FINNISCHE TANGO. Ja, genau. Der Tango hat in dem Land, das man eher mit Hochprozentigem, mit Saunen, seit einigen Jahren dem Mobilfunk und dem Rennsport verbindet, eine lange Tradition. Die Russendisko, die Express Brass Band, die Fraunhofer Saitenmusik haben ebenfalls den Weg von München-Giesing zu einer großen Fangemeinde gefunden, um’s mal salopp zu sagen – und nur einige von vielen zu nennen.
Angefangen hat das alles übrigens als Buchverlag, und wer’s nachlesen will, wird in der jetzt erschienenen „Trikont-Story“ fündig. Darin erfährt man auch, wie sich TRIKONT bis heute als unabhängiges Label behauptet, den Slogan „Our Own Voice“ konsequent ernst meinend. Zwischen allen Stühlen zu sitzen, kann so durchaus zu einem Markenzeichen werden: Mit den Anfängen als „68er-Buchverlag“ gibt es u. a. eine Verbindung zu Heinrich Böll, mit der Entdeckung der Sängerin Bernadette La Hengst eine zu Frank Dostal. Und damit – indirekt – zur kommerziellen Musikszene. Aber keine Angst – die TRIKONT-Geschichte wird weitergeschrieben. Wie gehabt – zwischen allen Stühlen. Dafür sorgen u. a. Kofelgschroa, eine der jüngsten Entdeckungen des Hauses.
MOST
Verschärfte Volksmusik – von Kritikern
u. a. mit The Pogues verglichen
FINNISCHER TANGO
Heiße Musik aus dem „kühlen“ Norden
Kofelgschroa
Die Trikont-Story
Christof Meueler mit Franz Dobler
Heyne Verlag; 30 Euro