Die Idee, ein Museum zu gründen, hatte der Neumarkter bereits vor zehn Jahren. 2006 ergab sich schließlich die Möglichkeit, das ehemalige Industriegelände zu nutzen. Zusammen mit den Innenarchitekten Gudrun und Johannes Berschneider wurden der Bau und die Gestaltung der Räume konzipiert. Hofmann versteht sein Museum als Hommage an das Leben der deutschen Kon-strukteure Wilhelm und Karl Maybach. Der Neumarkter will den «Leuten einfach mal zeigen, was deutsche Ingenieurskunst alles bewerkstelligt hat».
Der 57-jährige Kieferchirurg, ein Maybach-Spätberufener, erklärt seine automobile Liebe so: «Mein Vater war Kfz-Mechaniker, ich wurde daher früh zum Autonarren, doch die Marke Maybach habe ich für mich erst vor gut 20 Jahren entdeckt», erzählt er in seinem Maybach-Museum, das einzigartig auf der Welt ist und termingerecht zum 100. Jubiläum der Maybach Motorenbau GmbH-Firmengründung zum Frühjahrsbeginn 2009 in Neumarkt/Oberpfalz eröffnet wurde.
Auf dem Weg zum Maybach-Museum hatte der Kieferchirurg bei aller Sammlerleidenschaft viele Hürden zu überwinden. Einmal traf er etwa einen Verkäufer, der sich anfangs sehr bedeckt gehalten hatte. Nach längerer Zeit hat er ihn zufällig wiedergesehen. «Diesen Maybach hab‘ ich per Handschlag bekommen», erzählt der Museumsgründer. Hofmann sammelt seit den 80er-Jahren die automobilen Klassiker. Damals noch Student, war er in den Semesterferien als Postbote unterwegs, um seine automobile Leidenschaft verwirklichen zu können. «Maybach war eine Marke, die im Verborgenen geschlummert hat, dafür hat sich kaum jemand interessiert», berichtet er. Sonst hätte Hofmann nach eigener Einschätzung wohl nicht so viele Modelle aufkaufen können, mehrere Autos hat er in Russland vor der Schrottpresse gerettet».
Das einzigartige Museum fällt unter die Kategorie «klein, aber fein». Schließlich sind die automobilen Prestigeprojekte von einst ausgesprochen rar. «Es gibt weltweit noch etwa 160 Autos». Immerhin ein Zehntel des rund um den Globus verteilten Oldtimer-Bestandes aus dem Hause Maybach ist nun in der ehemaligen Neumarkter Fahrradfabrik zu bewundern. Hofmann zeigt 15 eigene Autos und eine Leihgabe aus den Baujahren 1926 bis 1939.
Davon sind zehn Wagen fahrbereit und glänzen, als wären sie gerade erst aus der Montagehalle gerollt. Die restlichen May-bachs sollen nach und nach restauriert werden. Bis dahin präsentieren sie sich mit all ihren Macken, die sie im Laufe der Jahrzehnte abbekommen haben – Rost ist da noch einer der harmlosesten Schönheitsfehler. «Es geht vom zersägten Scheunenfund bis zum Konkurs-Klassiker», beschreibt der Maybach-Modellretter die Bandbreite. Die Besucher können aber nicht nur die Fahrzeuge bewundern, auch ihre Geschichte wird erzählt. So erfahren die Oldtimer-Freaks, welcher Prominente wann welchen Maybach ge- oder verkauft hat.
Vom Maybach-Motorenwerk, das zunächst für Zeppelin-Motoren bekannt war, wurden zwischen 1921 und 1941 nur rund 1800 Fahrzeuge gebaut – also im Durchschnitt gerade einmal 90 pro Jahr. Vor 100 Jahren gründete Wilhelm Maybach zusammen mit dem Luftschiffskonstrukteur Ferdinand Graf von Zeppelin sein Unternehmen als Luftfahrzeugbau-Motorenbau GmbH im schwäbischen Bissingen an der Enz. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und in der Folge des Versailler Friedensvertrages wurde die Firma 1918 zur Maybach-Motorenbau GmbH umbenannt. 1919 begann die Produktion von Automobilen. 1922 rollte das erste Modell aus dem Werk in Friedrichshafen. Die Maybachs protzten mit Größe und Hubraum. Daher konnte es auch sein, dass ein sechs Meter langer Zweitürer zwar jeden erdenklichen Luxus bot, sich aber letztlich hinter dem imposanten Blechkleid nur ein Mini-Kofferraum verbarg.
Technisch waren die Nobelkarossen ihrer Zeit voraus, auch eine halbautomatische Lenkradschaltung war damals schon machbar.
«Man kann sich gar nicht vorstellen, wie detailverliebt die waren», schwärmt Hofmann. Alles wurde damals individuell nach Kundenwunsch gefertigt – von der Karosserie bis hin zum eingebauten Zigarrenabschneider. Über den Wert der Fahrzeuge möchte der Kieferchirurg nicht sprechen. «Aufgrund der geringen Zahl der Maybachs gibt es auch keine wirkliche Marktbewertung», sagt er. 2002 hauchte DaimlerChrysler der Traditionsmarke neues Leben ein. Der Konzern bewirbt die Limousinen mit dem typischen Doppel-M auf dem Kühler und verkauft zu Preisen von 300.000 bis 500.000 Euro weltweit 300 Stück pro Jahr; als Leihgabe steht ein Modell statt auf Halde im Maybach-Museum in Neumarkt.
Eins darf nicht unerwähnt bleiben: Anna Hofmann, die «gute Seele» des Maybach-Museums, hat bereits 1997 die Anna-Stiftung (www.anna-stiftung.de) gegründet, mit der benachteiligten Kindern und Jugendlichen und deren Familien, die unverschuldet in Not geraten sind – unabhängig von Nationalität, Religion und sozialem Stand – geholfen wird.
Museum für historische Maybach-Fahrzeuge
Holzgartenstraße 8, D-92318 Neumarkt
Telefon +49 (0)9181 – 487 71 00
Telefax +49 (0)9181 – 487 70 00
info@automuseum-maybach.de
www.automuseum-maybach.de
Eintrittspreise:
Erwachsene: € 7,50
Kinder unter 6 Jahren: € 0,00
Schüler, Studenten, Schwerbehinderte: € 4,00
Familienkarte: € 17,00
Schulgruppen: € 3,00
Gruppen ab 12 Personen: € 6,50
Fotoerlaubnis: € 2,50
90-Minuten-Führungen (Deutsch/Englisch) € 40,00 zuzüglich zum Eintrittspreis.
Öffnungszeiten
Täglich außer Montag von 10 bis 17 Uhr.