Volle Dröhnung


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Foto: Volvo

Regelrecht zugeworfen mit allen möglichen Bildern, Audio-Nachrichten und suggestiven Einwirkungen sollen wir am Lenkrad aufmerksam sein. Nicht einfach, sagt Dr. Gudrun Gericke von der Friedrich-Schiller-Universität in Jena (Lehrstuhl für Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie). Sie stellte ihre Ausführungen bei einem Presseseminar des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) unter das Motto: »Volle Dröhnung – Die psychologischen Auswirkungen der Informationsflut«.Der Mensch am Steuer müsste ein Multitalent sein, wollte er sich suggestiven Wahrnehmungen von außen widersetzen und sich auf sein Ziel konzentrieren. Aus eigenem Antrieb und mit eigenen Wahrnehmungen, so Gericke. Die schöne Mobilität 4.0 äußert sich nämlich zunächst einmal dadurch, dass er/sie von dem schönen großen Display, von allen möglichen Blinkern, Lenkeingriffen, akustischen Warnungen und Handlungssteuerungen beeinflusst wird. Das Gegenteil dessen, was Sinn der Zusatz-Infos ist, tritt ein: Stress, der schlechteste Ratgeber, wenn man unterwegs ist und dann auch noch in kritische Momente hinein schlittert.

Der größte Unsicherheitsfaktor ist der Mensch. Dessen Reaktionen sind, zumindest derzeit noch, nicht völlig plan- und vorausschaubar. 90 Prozent der Unfälle, erläuterte die Referentin, beruhen auf menschlichen Fehlern. Was im Umkehrschluss bedeutet: Dieser Faktor muss minimiert, also der Mensch entlastet werden. Der bisherige Weg, dies mit vielen zusätzlichen Informationen zu erreichen, kann gut, aber auch kontraproduktiv sein. 

Fahrer werden zu Fehleinschätzungen, zu falschen Reaktionen verleitet, wenn sie unter dem Einfluss der vielen »Heinzelmännchen« stehen. Wahrnehmen, Erkennen, Handeln einerseits, sich lenken und beeinflussen lassen andererseits: All das ist ein zweischneidiges Schwert. Es entstehen neue Fehlerarten, so Gudrun Gericke. Und: Die Interaktion auf der Straße zwischen Mensch und fremden Einflussfaktoren werde immer komplexer. Unser Wissen, unser Verständnis, unsere kognitiven Fähigkeiten werden immer weniger gefragt. 

Für Psychologin Gericke heißt das: Die auf uns einstürmende Informationsflut muss entschlackt werden, damit der Unsicherheitsfaktor Mensch nicht noch unsicherer (gemacht) wird.

 

 

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