Unglaublich, aber wahr: So, wie es heute in Gütersloh zu sehen ist, stand das Auto in der norwegischen Hauptstadt. Allein der Motor musste instandgesetzt werden. Die Geschichte des Autos ist gut dokumentiert: Zugelassen bei der norwegischen Straßenbehörde unter der Nummer A-5141, war es im Einsatz als Taxi und Fahrschulwagen (korrekt: Chauffeurschulauto) und befand sich ab 1927 in Privatbesitz. Der letzte Eigentümer erbte es in den sechziger Jahren von Verwandten.
Der Miele-Wagen steht für ein vielfach unbekanntes Kapitel deutscher Automobilproduktion: Miele begann damit vor genau 100 Jahren, 1912. Bis 1914 wurden 143 Exemplare gebaut und 125 verkauft – mindestens eines davon an einen Interessenten in Montevideo. Angeboten wurden zwei Karosserievarianten – geschlossen und offen (Landaulet). Im Lastenheft der Entwickler stand die Beherzigung von Tugenden wie Robustheit und einfache Bedienung. Als kostenloses Zubehör gab’s unter anderem einen Hammer, zwei Schraubenzieher, eine Beißzange, eine Feile und eine Ölkanne.
Ein zuverlässiges, aber nicht wirklich aufregendes Gefährt also?
Keineswegs. Den Sieg bei der legendären Prinz-Heinrich-Fahrt von Minden nach Frankfurt/Main verpassten Carl Miele senior und Chefingenieur Klemm am 11. Juni 1912 nur knapp. Das lag an einem geplatzten Vorderreifen, der einen Radwechsel erforderlich machte. Ein Ärgernis, vor dem auch moderne Sportwagen anno 2012 nicht gefeit sind. Ebensowenig wie die Straßenversionen, die höhere Geschwindigkeiten erreichen, als die rund 80 km/h der Autos «made in Gütersloh».
Miele Museum
Carl-Miele-Straße 29
33332 Gütersloh
Öffnungszeiten
Montag bis Donnerstag 8 bis 18 Uhr
Freitag 8 bis 17 Uhr
Museumsführungen für Gruppen gerne nach Voranmeldung unter Telefon 05241 89-0