Der inzwischen fast mittellose Henry Ford setzte alles auf eine Karte und baute ein Auto für das größte Rennen der USA in Grosse Point, Michigan. Ohne jede Rennerfahrung besiegte Henry Ford am Steuer seines „Sweepstakes“ den haushohen Favoriten Alexander Winton, den erfolgreichsten Automobilhersteller und besten Rennfahrer seiner Zeit. Durch diesen spektakulären Erfolg gewann er neue Finanziers für die jetzt als Henry Ford Company firmierende Autoschmiede.
Henry Ford tüftelte schon als 12-Jähriger in seiner kleinen Werkstatt. Er zerlegte und reparierte Agrargeräte, Dampfmaschinen und Mahlwerke. Nach seiner Ausbildung zum Maschinisten im nahen Detroit arbeitete er an Ottomotoren. 1891 ging er als Ingenieur zur Edison Illumination Company – gegründet vom weltberühmten Erfinder Thomas Alva Edison. Die Beförderung zum Chefingenieur 1893 verschaffte ihm die nötigen Freiheiten, um seine eigenen Forschungen an Verbrennungsmotoren weiter voranzutreiben.
Später verband Henry Ford und Thomas Edison eine mehr als dreißig Jahre andauernde enge Freundschaft. So durfte das allererste Exemplar des Ford Modell A von 1928 Edison fahren. Bis dahin galten Autos als Luxusgüter. Ford erkannte, dass sie auch für die breite Masse erschwinglich sein könnten. Folgerichtig suchte er nach effizienten Fertigungsmethoden. Das Ergebnis dieser Suche ist weltbekannt: 1914 führte er im Werk Highland Park das Fließband ein. Das Prinzip, den gesamten Produktionsprozess in einzelne Arbeitsschritte zu zerlegen, ist bis heute als Fordismus bekannt. Die Fließbandtechnik erlaubte eine enorme Produktionssteigerung beim bereits bestens eingeführten Modell T. 1918 war jeder zweite Wagen in Amerika eine „Tin Lizzy“. Bis 1927 wurden so mehr als 15 Millionen Exemplare gebaut – ein Rekord, der die nächsten 45 Jahre der Maßstab der Automobilproduktion war und erst durch den VW Käfer höher gelegt wurde.
Mit dem Bau des berühmten Werks „The Rouge“ näherte er sich seiner Vision einer integrierten Fabrik, die alle Fertigungsschritte vom Rohstoff bis zur Endmontage unter einem Dach vereint. Und tatsächlich wurde auf dem fast vier Quadratkilometer großen Gelände mit eigenem Kraftwerk und 160 Kilometer Schienenlänge das Erz bis zum geformten Stahlblech, der Rohkautschuk bis zum montierten Reifen umgeformt. Knapp hundert Jahre später ist dies für die Automobilproduzenten und Zulieferer unvorstellbar.
Henry Ford war der Meinung, dass Massenproduktion die gesamte Gesellschaftsordnung verändert, weil sie mehr Arbeitsplätze schafft und die Beschäftigten genügend Geld verdienen müssten, um sich kostengünstig hergestellte Autos leisten zu können. So führt er im Januar 1914 den 5-Dollar-Arbeitstag ein, beteiligte seine Arbeiter an den Gewinnen des Unternehmens und verkürzte die tägliche Arbeitszeit auf acht Stunden. Erstmals in der Geschichte der Industrialisierung konnten es Fabrikarbeiter zu bescheidenem Wohlstand bringen.
1919, mit 57 Jahren, zog sich Henry Ford aus der Konzernführung zurück und übergab das Zepter an seinen Sohn Edsel. Im selben Jahr erwarben der Patriarch, seine Frau und sein Sohn gemeinsam fast alle Aktien in Streubesitz. Für die damals unvorstellbare Summe von mehr als 105 Millionen US-Dollar wurden die Fords alleinige Besitzer der Ford Motor Company. Ein Schicksalsschlag zwang Henry Ford an die Spitze des Konzerns zurückzukehren: 1943 starb sein einziger Sohn Edsel mit 49 Jahren an Krebs. Zwei Jahre führte der knapp 80-Jährige nochmals den größten Automobilhersteller der Welt. Erst am 21. September 1945 wurde sein Enkel Henry Ford II. als Nachfolger bestimmt. Henry Ford starb am 7. April 1947.