Wenn jede Sekunde zählt – Luftrettung und Schockraum helfen im Ernstfall


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Dem achtjährigen Björn Steiger posthum und dessen Eltern ist zu verdanken, dass es die DRF Luftrettung gibt, die vergangenes Jahr exakt 38.366 Rettungseinsätze flog und dabei viele Menschenleben rettete. Björns Eltern gründeten im Mai 1969, wenige Tage nach dem Tod ihres Sohnes, die Björn-Steiger-Stiftung e.V. mit dem Ziel, die Rettungskette zu beschleunigen. Am 6. September 1972 wurde auf Initiative der Björn Steiger Stiftung e.V. die DRF (Deutsche Rettungsflugwacht e.V.) gegründet, die 2012 nicht mehr weg zu denken ist.

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Björn Steiger wurde am 3. Mai 1969 auf dem Weg vom Schwimmbad nach Hause von einem Auto angefahren. Sofort und immer wieder wurden nach dem Unfall die Polizei und Krankenwagen alarmiert. Trotzdem dauerte es fast eine Stunde, bis endlich der Krankenwagen eintraf. Björn war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zu retten. Er starb wenige Tage vor seinem neunten Geburtstag während des Transports ins Krankenhaus. Björns vermeidbarer Tod legte Mängel im deutschen Rettungswesen bloß.

Inzwischen setzt die DRF Luftrettung über 50 Hubschrauber für Notfalleinsätze und den Transport von Intensivpatienten zwischen Kliniken ein, an acht der insgesamt 31 Stationen in Deutschland, Österreich und Dänemark – so wie in Regensburg – sogar rund um die Uhr. Alle Hubschrauber sind optimal für die Versorgung von Notfall- und Intensivpatienten ausgerüstet. Stolz ist man in Regensburg, der Weltkulturerbestadt am nördlichsten Punkt der Donau, dass im Luftrettungszentrum direkt beim Uniklinikum Regensburg ein neuer signalroter EC 145-Hubschrauber, der schon lange erwartet wurde, seinen „Parkplatz“ hat. Die neue Hubschrauber-Generation der DRF steht bisher nur in Regensburg, München und Berlin. Mit der D-HDRZ können jetzt rund um die Uhr lebensrettende Einsätze geflogen werden.

Rund 550 Notärzte, 250 Rettungsassistenten, 180 Piloten und 70 Techniker sind für die DRF für Notfallrettung und Intensivtransport im Einsatz. Einer davon ist Volker Schreiber, der „Christoph Regensburg“ mit Tempo 240 fliegt, wenn Eile geboten ist – und dies ist immer, wenn der Eurocopter angefordert wird. Jeder Mensch hat im Notfall den Anspruch auf eine schnelle und qualifizierte medizinische Betreuung. Die Kosten der Luftrettung werden im bundesweiten Durchschnitt allerdings nicht vollständig durch die gesetzlichen Krankenkassen getragen. Dabei ist die Zahl der Rettungsflüge von 903 im Jahr 1975 auf 38.366 vergangenes Jahr gestiegen. 2008 und 2009 wurden die Spitzenzahlen 40.602 und 40.375 statistisch festgehalten.

An Bord des sieben Millionen Euro teuren Eurocopters, der auch bei der Bundeswehr einen festen Platz hat, wird auch das seit vergangenem Jahr erlaubte Nachtsichtgerät eingesetzt werden, das mit seinen vier Millionen Röhrchen so empfindlich ist, dass es beim Sonnenlicht sofort kaputt wäre. Dafür erlaubt es beste Sicht in dunkelster Nacht. „Beim Anflug zur Uniklinik“, sagt Volker Schreiber, „bringt die Brille große Vorteile.“

1.300 Einsätze flog allein „Christoph Regensburg“ im vergangenen Jahr – Tendenz steigend. Patienten, die schnell und schonend von einer Klinik zur anderen müssen, Menschen mit Verbrennungen und Vergiftungen, Opfer von Sport- und Verkehrsunfällen, US-Soldaten mit Kriegsverletzungen, die nach dem medizinischen Rücktransport aus Afghanistan von Ramstein aus in eine Spezialeinrichtung geflogen werden müssen. Im Sommer häufen sich die Fälle von verunglückten Motorradfahrern, Gartlern, die von der Leiter stürzen, und Allergikern, die mit Schock auf eine Wespenattacke reagieren. „Alles ist nur einen Handgriff entfernt“, erklärt Stefan Neppl, Fachbereichsleiter Medizin: Beatmungsschlauch, Sauerstoffflasche, eine Spritzenpumpe, die Medikamente bestens dosiert – sogar eine Notamputation wäre an Bord möglich.

Zusätzlich hat die Notaufnahme der Universität Regensburg noch einen Schockraum, in dem Menschen wieder ins Leben zurückfinden. Wenn das grellrot lackierte Telefon in der Notfallaufnahme der Uniklinik Regensburg (UKR) läutet, dann ist ein Notarzt oder eine Rettungssanitäterin am anderen Ende der Leitung. Er oder sie gibt aus dem Helikopter die Daten des Bord-Patienten durch, damit das Leben der Menschen nach der Landung wieder stabilisiert werden kann. Gekrönt wird die Hightech-Ausstattung durch eine transportable Herz-Lungen-Maschine, eine Regensburger Entwicklung, die zum Beispiel auch die US-Armee für ihre schwerstverletzten Soldaten übernommen hat. Bis zu 2.400 Patienten pro Monat (!) werden im Schockraum der Uniklinik Regensburg behandelt – sechs Prozent davon Schwerverletzte.

Simon, der Sohn des Piloten Volker Schreiber, der ebenso jung ist, wie damals Björn Steiger, ist kerngesund, durfte aber auch schon mal bei Papa mitfliegen. Was er mal werden will? Keine Frage …

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