Licht und Dunkel, soweit das Auge reicht. Und wenn es sein muss, auch noch ein paar Meter weiter. Bis sich irgendwo am Horizont das schwarze Asphaltband, das zu unseren Füßen in Autobahnbreite begann, zu einem dunklen Fixpunkt kulminierte. Hier im Hella-Lichtkanal, ist die Wiege des Lichtquells, der uns auf unseren Wegen auf und neben der Straße begleitet. Wir begannen eine faszinierende Zeitreise durch die Technik des Lichtes am und um das Auto. In jedem Falle aber für den Menschen und seine größtmögliche Sicherheit.
Sicherheit, ja was bedeutet das eigentlich im konkreten Fall? Es gibt viele Arten, auf der Straße zu Schaden zu kommen. Egal, ob als Fußgänger, Radfahrer oder als Motorrad-, Pkw- oder Lkw-Fahrer. Mal sind es die Witterungsumstände, mal ein technischer Defekt, mal einfach Unachtsamkeit oder Unkonzentriertheit des/der Fahrer/in, die dazu führen, dass es heftig kracht. Mit unabsehbaren Folgen: Vom kleinen Blechschaden bis zum Unfall mit tödlichem Ausgang. Statistiken halten fein säuberlich fest, wann, wo und warum die meisten Verkehrsdelikte auf unseren Straßen Eingang in die Annalen des Schreckens und des Grauens fanden.
Doch die meisten wird verwundern, dass sich im Jahr 2008 jeder vierte Verkehrsunfall in Deutschland mit Personenschaden ereignete, wenn es entweder dämmerte oder wenn es stockdunkle Nacht war. Mal ehrlich: Müsste uns da nicht allen sprichwörtlich gesagt «ein Licht aufgehen»? Und es wird noch viel deutlicher und prägnanter:
Über ein Drittel der bei Verkehrsunfällen Getöteten verunglückten, wenn das Tageslicht nicht mehr ausreichend war.
Mit anderen Worten: Fehlendes Licht ist eine der größten Gefahrenquellen im Straßenverkehr. (In Zahlen: 2009 haben die KÜS-Prüfingenieure 28,41 % aller Mängel als Mängel der Gruppe 4 – Beleuchtung und elektrische Einrichtungen – dokumentiert)
Warum haben fast alle Autofahrer und die meisten Fußgänger solche Probleme beim Autofahren, wenn es zu dämmern beginnt oder erst recht dann, wenn die Nacht hereingebrochen ist? In vielen Ländern außerhalb unserer eigenen Grenzen ist es bereits heute Pflicht, auch am Tage mit Abblendlicht unterwegs zu sein. Ist das eigentlich sinnvoll, ist es wirklich sicherer? Was tut sich auf dem Gebiet der Entwicklung neuer Licht-Technologien, gibt es elektronische Fahrerassistenzsysteme in Fahrzeugen und Materialien, die Licht besonders gut reflektieren? Viele Fragen, die in ihrer Komplexität dazu beitragen, Klarheit in das Dunkel der Gefahrenquelle Dunkelheit zu bringen.
Professor em. Dr. Amos S. Cohen von der Uni Zürich sprach vor allem das Thema des Informationsdefizits bei Nachtfahrten an. Wenn man im Dunkeln weniger sieht, müsse eine Mindestanforderung, die Fahrt auf Sichtdistanz – sofern überhaupt noch möglich – erfüllt sein, um ein größtmögliches Maß an Sicherheit zu gewährleisten. Wahrnehmung und Fähigkeit, sich auf das oft nur noch schemenhaft Erkannte einzustellen und blitzschnell darauf zu reagieren, sind äußerst eingeschränkt. Zudem spielen die persönlichen Voraussetzungen des Fahrers, also seine Reaktionsfähigkeit, sein Alter, seine momentane Konstitution usw. eine entscheidende Rolle. In jedem Falle aber heißt es in der Dunkelheit: Je langsamer und je angepasster an die Umstände, umso vorsorglicher.
Unfälle in der Nacht geschehen meist unter ganz besonderen Umständen, belegte anhand umfangreichen statistischen Zahlenmaterials Susanne Schönebeck von der Bundesanstalt für das Straßenwesen (BASt). Daraus lasse sich ableiten, dass nachts der Anteil der jungen Erwachsenen an allen Unfallbeteiligten deutlich höher sei. Zudem ereigneten sich mehr Unfälle außerhalb geschlossener Ortschaften und der Faktor Alkohol spiele eine wesentlich größere Rolle. Also auch der gefürchtete «Disko-Effekt»: Wenn junge Leute, oft größtenteils noch Fahranfänger, mit dem Auto am Wochenende unterwegs sind und von der Fete vor dem Morgengrauen nach Hause wollen, steigt das Gefahrenpotenzial erheblich. Auch ohne Alkoholkonsum, wie die Auswertung des Zahlenmaterials ergab.
Über Pro und Contra des Einschaltens von Lichtquellen am Tag wird seit Jahren diskutiert. Wobei die Zahl der Gegner dieser Handlungsweise offensichtlich immer noch in der Überzahl sind, denn nur jeder vierte Autofahrer in Deutschland schaltet auch tagsüber das Abblendlicht ein, wie Rainer Hillgärtner vom Autoclub Europa (ACE) erläuterte. Sei dagegen das Wetter trübe und regnerisch, so erhöhe sich die Einschaltquote etwa im Herbst auf mehr als zwei Drittel. Das belege eine Studie im Auftrag seines Clubs. Dieser hatte bundesweit an 400 verschiedenen Orten und bei unterschiedlichen Witterungsverhältnissen insgesamt 1.059.947 Fahrzeuge danach registriert, ob sie am Tag mit oder ohne Abblendlicht unterwegs sind.
Zwar hatte schon vor Jahren das Bundesverkehrsministerium empfohlen, aus Gründen der Verkehrssicherheit tagsüber mit eingeschaltetem Abblendlicht zu fahren, doch handelte es sich dabei lediglich um einen Appell, der keine Rechtsverbindlichkeit besaß. Mittlerweile sei es ratsam, so Hillgärtner, mit der Einführung von Tagfahrlicht bei Neuwagen auch eine generelle Lichtpflicht auf deutschen Straßen einzuführen. Dabei, so sagte der ACE-Vertreter, könne man es dem Verkehrsteilnehmer durchaus überlassen, ob er auf energiesparende automatische Tagfahrleuchten umrüstet oder auf Abblendlicht zurückgreife.
Inzwischen ist man auf dem Wege, eine generelle Lichtpflicht in Europa auch am Tage einzuführen, einen ganzen Schritt weiter gekommen. In über 20 Ländern außerhalb Deutschlands gelte inzwischen eine ganzjährige gesetzliche Lichtpflicht auch dann, wenn am Tage beste Sichtverhältnisse herrschen. Spätestens ab dem 7. Februar 2011 könnte es eine solche Lichtpflicht auch in Deutschland geben.
Dass auch passives Licht einen wesentlichen Beitrag zur allgemeinen Verkehrssicherheitleisten kann, demonstrierte Henriette Reinsberg, Expertin eines Unternehmens, das sich weltweit Meriten in der Forschung und Produktion von Reflexfolien erworben hat. Nicht nur bei Warnwesten, Arbeits- oder Sportbekleidung leisteten Reflexfolien wertvolle Hilfe. Auch Verkehrsschilder erscheinen mit deren Hilfe heller, ohne dass sie selbst mit einer eigenen Lichtquelle ausgestattet sind. Zudem leiste die Reflexfolie, auf die bereits vor 70 Jahren in deren Anfängen zum ersten Mal zurückgegriffen worden sei, auch bei Fahrbahnmarkierungen entscheidende Beiträge zur erhöhten Verkehrssicherheit.