Wie verhält es sich mit Wirklichkeit und Fiktion in Ihren Romanen?
50:50. Es sind Romane und keine Sachbücher. Bis auf zwei beruhen alle Bücher auf wahren Kriminalfällen, die zum Teil schon sehr lange zurückliegen. Allerdings greife ich auch immer wieder aktuelle Fälle auf, bei deren Recherche mir die Polizei mitunter sehr behilflich ist. Erfunden sind auf jeden Fall die Hauptfiguren wie Julia Durant und ihre Kollegen, für die es auch keine Vorbilder gibt.
Wie gelangen Sie zu den Themen, die Sie in Ihren Romanen behandeln?
Entweder indem mich ein Thema besonders beschäftigt und ich mich damit vertieft auseinandersetze – oder durch direkte Informationen seitens Kriminalbeamter.
Sie haben selbst eine persönliche Erfahrung mit einem Menschen gemacht, der sich im Nachhinein als Serientäter herausstellte. Hat diese Erfahrung Ihre Tätigkeit als Schriftsteller beeinflusst – und wenn ja, in welcher Weise?
Ich wurde Ende der sechziger Jahre durch Zufall mit einem jungen Mann aus den USA bekannt, mit dem sich eine Freundschaft entwickelte. Der Mann war für ein Jahr als Soldat aus den USA nach Deutschland gekommen, er war sehr freundlich, sehr kultiviert, auch hilfsbereit, und er war handwerklich geradezu unglaublich geschickt. Erst als er schon längst wieder in den USA war, stellte sich durch polizeiliche Ermittlungen heraus, dass dieser Mann tatsächlich ein Serienmörder war, der auch in dem einen Jahr in Deutschland Morde begangen hatte. Auf meine Tätigkeit als Autor hat das aber keinen Einfluss gehabt – eigentlich wollte ich überhaupt keine Kriminalromane schreiben. Das hat sich einfach so ergeben. Der Fall meines Freundes kam erst Ende der Achtziger wieder hoch, da erinnerte ich mich an einen Fall aus der Zeit, und ich begann zu recherchieren.
Worüber können Sie sich persönlich aufregen?
Über Oberflächlichkeit, Wegschauen, über Kindesmissbrauch und Kindesmisshandlung.
Und über die Verlogenheit von Politikern und Wirtschaftsbossen.
Gibt es Themen, die von vornherein für Sie tabu sind?
Ja, und zwar die Darstellung von Kindesmissbrauch oder Kindesmord. Beides würde ich nie in einem Buch beschreiben. Wenn das thematisiert werden muss, reichen Andeutungen absolut aus.
Sie sind nach eigener Aussage jährlich ca. 30.000 km unterwegs.
Welches Verkehrsmittel bevorzugen Sie – und warum?
Das Auto. Es hat schlicht etwas mit Unabhängigkeit zu tun. Nehmen wir zum Beispiel die Lesung hier in Ottweiler. Das sind 180 Kilometer Entfernung von meinem Wohnort aus. Der Ort der Lesung wäre mit der Bahn nur schwer zu erreichen, mit dem Auto sind das – maximal – anderthalb Stunden. Ich kann also abends wieder nach Hause fahren und in meinem eigenen Bett schlafen.
Herr Franz, vielen Dank für das Gespräch.