Wohin soll es denn gehen?


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Ein «Navi» hat heute fast jeder, der viel unterwegs ist. Satelliten umkreisen den Erdball, ausgestattet mit Hochtechnologie und dienen als «Korrespondenten» zu den Navigationsgeräten in den Autos. Es findet also ständig ein virtuelles «Gespräch» statt zwischen Boden und Satellitenbahn. Wer topaktuelles, digitalisiertes Kartenmaterial an Bord hat, kann auf wenige Meter genau zu seinem Ziel finden.

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Man gibt per Fingerdruck («Touchscreen») sein Ziel auf dem Display des Gerätes im Auto oder per Fern- oder Sprachsteuerung ein und schon beginnt der kleine Hochleistungsrechner im Navigerät den Abgleich: Wo befindet sich das Auto zurzeit und wohin soll es geführt werden? Bereits nach wenigen Sekunden ist die kürzeste oder schnellste Route – die nicht immer identisch ist – berechnet und die optische und akustische Führung zum Ziel beginnt.

Mehr als eintausend Geoanalysten sind permanent auf den Straßen der Welt unterwegs, um aktuelle Daten zu erfassen und Veränderungen zu markieren.

Diese werden mithilfe eines einheitlichen Datenerfassungs- und Bewertungssystems immer auf dem neuesten Stand gehalten. Dazu bedarf es der Entwicklung einer speziellen Software und von Tools (Aufzeichnungsgeräten), die die Außenteams bei der Arbeit unterstützen. Nur so lassen sich realitätsgetreue Abbildungen der Verkehrsbedingungen erstellen. Millionen Kilometer legen diese Teams hierfür Jahr für Jahr auf allen Kontinenten in ganz speziell ausgestatteten Fahrzeugen zurück. Um optimal für ihre Arbeit gerüstet zu sein, benötigen die Geoanalysten hochwertige, teuere «Tools». Ferner zählen dazu: speziell entwickelte GPS-Empfänger («Global Positioning System»: globales Positions-Netzwerk), Joysticks, Eingabetabletts, Eingabestifte, Mikrofone und Multisicht-Videokameras. Davon sind sechs Stück im Winkel von jeweils 60 Grad zueinander auf dem Dach des Messfahrzeugs installiert, um eine 360-Grad-Rundumsicht zu erzielen. Oder eine einzelne Videokamera ist im Fahrzeuginneren in Augenhöhe angebracht und zeichnet den Verlauf der Straße auf, während der Geoanalyst die dazu gehörenden Kartendaten eingibt.

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Nach Beendigung der Messfahrt werden alle optischen und akustischen Aufzeichnungen direkt in die Datenbank kodiert. Nur, wenn etwas unklar ist, beispielsweise bei großen Richtungsschildern mit vielen Einträgen oder bei großen Kreuzungen, wo Fahrbahnspuren und Fahrbahnmarkierungen aufgenommen werden, werden die Kamerabilder hinzugezogen. So fließen selbst kleinste Veränderungen im Straßenbild in das digitale Kartenmaterial ein.

Wenn dann ein Land, oder auch mehrere Länder, durchgehend aktuell digitalisiert sind, werden diese Verkehrsdaten den Kunden (also Autofirmen oder Herstellern von Navigationsgeräten) verkauft. Diese erstellen daraus eine CD/DVD oder einen Chip, den die Endkunden dann in ihrem Navisystem nutzen können. Ein jährliches «Update» (Aufspielung des aktuellen Programms auf den Navi-Rechner) wird sehr empfohlen. Um die 100 Euro kostet ein solches Update, um sich beschwerdefrei im Dschungel unbekannter Großstädte und Regionen orientieren zu können. Dabei bieten die preiswerten mobilen Navi-Geräte neben dem Heimatland zumeist noch zwischen 3 und 10 umliegende Länder an. Fest eingebaute Geräte, die beim Automobilhersteller gleich mit geordert werden können und spürbar teurer sind, stellen auch ein entsprechend größeres Kartenangebot bereit. Dazu gesellen sich meist noch höherer Bedienkomfort, schnellere Routenberechnungen und weitere Sicherheitsinformationen.

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So bleibt es nicht aus, dass von Fall zu Fall Entwickler von digitalem Kartenmaterial, Hersteller von Navigeräten und die Automobilindustrie immer enger zusammenarbeiten, um optimierte Systeme anzubieten. Während Papierkarten stets die Vogelperspektive bieten, wird für Navigationssysteme eine horizontale Perspektive erforderlich.

Etwa 15 Prozent des Verkehrsnetzes ändern sich jährlich,

sodass auf die Geoanalysten ununterbrochen Arbeit wartet. Arbeit, die sehr viel Sachkenntnis, Geduld und Erfahrung erfordert. Über die «normale» Zielsuche hinaus bieten die Experten eine weitere Angebotskette: sogenannte POI («Points of Interests»: Orte von speziellem Interesse). Darunter werden beispielsweise verstanden: Tankstellen, Postämter, Casinos, Restaurants, Hotels, Messegelände etc. Auch Stauwarnungen und Umleitungsempfehlungen finden ihren Zugang in die digitalen Karten. Und der neueste Hit derzeit: Sogar Falschfahrer werden gemeldet.

Der Endkunde hat es einfach: Er kauft ein Gerät und kann sich fortan sicher auf den Straßen der Welt bewegen und seine Ziele fast auf den Meter genau ansteuern. Wer der digitalen Elektronik dennoch skeptisch gegenüber steht, der kann sich seinen klassischen Autoatlas auf den Nebensitz legen. Und muss doch jedesmal anhalten, um sich zu informieren, außerdem sollte auch der alljährlich erneuert werden. Einen großen Nachteil hat der Straßenatlas aber auf jeden Fall: Er kann nicht sprechen.

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