Zurück in die Zukunft


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Es muss ein besonderer Spaß des Schicksals sein, dass ein Automobil ausgerechnet zu einem Zeitpunkt eine gigantische Kinokarriere startet, als es im wahren Leben gerade krachend Pleite geht: der DMC DeLorean, das Auto mit jener Nirosta-Stahl-Außenhaut, die unter anderem auch für Küchenspülen taugt. Als Zeitmaschine hatte sich der DeLorean quasi elegant in letzter Sekunde aus dem Staub gemacht, zurück in die Zukunft. Die Steven Spielberg Fantasy-Trilogie, die zwischen 1985 und 1990 Kinobesucher millionenfach in die Lichtspielhäuser treibt und den glücklosen DeLorean für alle Zeit auf den Thron der Filmlegenden befördert.


Die Replika aus Münster in Westfalen
gilt unter Kennern als wahrscheinlich beste der Welt.

Für Zeitreisen war der silbrige, ultraflache Flügeltürer mit Lotus-Technik aus irischer Produktion freilich nie wirklich geeignet. Weder das Filmoriginal, noch eines seiner zahlreichen Nachbauten. Replikas der mit Abstand berühmtesten Zeitmaschine der Welt gibt es viele, aber eine aus Münster in Westfalen gilt unter Kennern als wahrscheinlich beste der Welt. Nicht etwa weil ein irrer Doc sie gebaut hat, es sind gleich zwei.

Der eine heisst Oliver Wirtz, kommt aus Borken in Westfalen und ist waschechter Unfallchirurg. Der zweite Doc im Bunde heisst Josef Hesse. Er ist nicht Arzt, sondern promovierter Ingenieur und Chef einer Firma, die im westfälischen Münster Fussballtore herstellt. Die beiden Docs sind bekennende »Zurück in die Zukunft«-Fans. Mit viel Ehrgeiz und Drang zur Perfektion haben sie in den vergangenen Jahren einen DeLorean DMC, den sie vergleichsweise günstig in den USA geschossen hatten, zur Zeitmaschine aus Teil 1 der Trilogie umgebaut und dabei versucht, exakt jene zeitgenössischen Teile zu verwenden, die auch im Film-Original zum Einsatz kamen. Kein Kinderspiel, denn die Produzenten hatten sich in den Achtzigern unter anderem mit Elektronikabfall aus Mülltonnen eingedeckt. Und: Eine Bauanleitung für die Timemachine gab es natürlich nie. 

modifizierter de lorean, in der werkstatt, zurueck in die zukunft

Es gäbe im Film, berichten die zwei, nur ganz wenige Szenen, in welcher man die wirre Konstruktion vor allem im Heckbereich für Augenblicke sehen könne. Die beiden Nachbauer hatten anhand von Standbildern penibel recherchiert, aus welchen Bauteilen die Zeitsprung-Technik bestehe. Etwa der Plutoniumdeckel im Fahrzeugheck. In Wahrheit eine Radkappe eines Dodge Polara aus den späten Sechzigern. Manche Teile stammen aus dem Turbinenantrieb eines Hubschraubers der Marke Bell. Das muss man erst mal eruieren. Und beim Studium der Filmszenen gab es ausserdem manche Überraschung. „Ich habe eines Abends verzweifelt Oliver angerufen“, erzählt Josef, „hey, ich glaube, wir haben da was falsch gemacht. Da meinte er nur, cool bleiben, bei den Dreharbeiten scheint hier und da mal was abgebrochen oder verloren gegangen zu sein. Das haben die dann einfach weggelassen oder was anderes, ähnliches hingeschraubt. Deswegen tauchen bei dem Filmauto Abweichungen auf.“

Die Zeitmaschine der Docs aus Westfalen gilt auch deshalb in der Szene als besonders aussergewöhnliches Exemplar, weil die beiden über einen einzigartigen Kontakt verfügen. Und der ist extra für uns angereist, aus der Traumfabrik Hollywood, Produktionsdesigner Kevin Pike. Die zwei Westfalen hatten Pike auf einer »Comic Con«-Messe kennengelernt und ihren Eigenbau präsentiert. „Der hatte uns damals“, erzählen die beiden, „einen echten Einlauf verpasst. Wir konnten so ziemlich alles abbauen, weil er meinte, wir hätten so ziemlich alles falsch gemacht.“ 

Kevin Pike trägt ein elegantes Sakko, dazu ein Seidenhalstuch, Hornbrille und Dreitagebart. Ein bisschen sieht er aus wie Steven Spielberg, mit dem Starregisseur hat er so manche Filmprojekte gemacht. Seine Filmbiographie ist atemberaubend: der Weiße Hai, Jurassic Park, Indiana Jones, Star Trek. Sein wichtigstes Werk, wie er selber betont, sei »Zurück in die Zukunft«. Er hat die Zeitmaschine höchstpersönlich erfunden und präsentiert originale Pläne, die bisher kaum jemand zu Gesicht bekommen hat.

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